Mai, Bienenlieb

Liebe Imkerinnen und Imker,

jetzt kommt die Zeit die viel Gefühl und Hintergrundwissen über die Bienen braucht. Oder in sehr viel Arbeitsaufwand endet. Wichtig ist, zu verstehen was warum im Bienenvolk passiert und den aktuellen Zustand mit möglichst wenig Eingriff festzustellen. Die Bienen machen die meisten Dinge selbst am besten und zu viele Eingriffe verfälschen die tatsächliche Situation.

Der Schwarm

Wie kommt ein Bienenvolk in Schwarmstimmung? Das passiert aus verschiedensten Gründen. Es liegt zuerst an der Königin, wie leicht sie nachgibt und wie alt sie ist. Darum ist ein regelmäßiger Königinnenwechsel wichtig. Weitere Gründe für die Schwarmstimmung sind die Umkehr des Verhältnisses offene und verdeckelte Brut. Ist zu wenig offene Brut vorhanden, werden die Ammenbienen ihren Futtersaft nicht los und argumentieren fürs Schwärmen. Daraus ergibt sich der angepasste Brutraum, der richtige geführt, dafür sorgt dass die Königin genug Platz zum legen hat, aber möglichst wenig Honig im Brutraum eingelagert wird. Auch das wäre ein Schwarmgrund.  Und natürlich sind die Trachtsituation und das Wetter wichtige Faktoren. Bei anhaltender guter Tracht sind Schwärme selten, wird die Tracht immer wieder durch schlechtes Wetter unterbrochen, steigt die Schwarmneigung.

Warum lassen wir als Bio-Betrieb die Völker nicht einfach schwärmen? Wir haben viele Bienenstände im Stadtgebiet, mit vielen großen Bäumen. Da ist es nicht immer ganz einfach den Schwarm einzufangen oder überhaupt zu finden. Das größte Problem sind aber Schwärme die nicht gefunden werden und dann entweder verhungern oder sich zu Varroa-Verteilern entwickeln. Und in den seltensten Fällen findet ein Bienenschwarm eine passende Unterkunft. Und natürlich ist es angenehmer nicht jeden Tag auf den Baum zu klettern.

Schwarmverhinderung

Schwärme kann es schon im April geben. Die Völker laufend komplett durchzusehen und jedes Näpfchen oder Weiselzelle zu entfernen gefällt mir gar nicht. Und es ist mir auch viel zu viel Arbeit. Dazu kommt das Risiko eine einzige Zelle zu übersehen, am liebsten nach der dritten Woche intensiver Kontrolle und der Schwarm hängt trotzdem am Baum.

Schwarmfangen in größer Höhe

Völker die mehr als einzelne Näpfchen bauen und somit Zeichen in Richtung schwarm setzen, sich nicht ausreichend entwickeln oder wenig Honig einlagern, werden bei uns aus dem normalen Ablauf genommen. Wir verzichten bei diesen Völkern auf die Honigernte und teilen diese je nach Stärke in zwei oder drei Ableger. Ein Teil des Volkes kann am alten Standplatz bleiben, ohne der alten Königin. Stehen noch keine Reinzuchtköniginnen zur Verfügung, dürfen die Bienen eine Waben mit frischen Eiern nutzen um sich selbst eine Königin zu ziehen. Ein Teil des Volkes kommt mit der alten Königin auf einen anderen Bienenstand. Geht sich ein dritter Teil aus, kommt dieser auch mit einer Wabe frischer Eier auf einen anderen Bienenstand. Die alte Königin (und bei Bedarf auch die neuen Königinnen der Ableger) können später im Jahr durch eine neue Reinzuchtkönigin ersetzt werden. Wir haben für diese Völker eigene Ablegerstände damit es keine Konflikte und Räubereien gibt. Alle so erstellten Ableger sollten zumindest 1-2 mal mit 3:2 Zuckerlösung gefüttert werden, danach nur bei Bedarf. In manchen Jahren fallen so nur einzelne oder bis zu 20 Prozent der Völker aus der Honigernte. Wir ersparen uns aber viel Zeit und haben bereits Ableger für den Verkauf oder die nächste Saison erstellt. Wenn man Zwischenböden mit zusätzlichem Flugloch verwendet, können die Ableger auch am selben Bienenstand erstellt werden (Anleitung sie Link am Ende).

Arbeitsaufwand reduzieren

Für uns gilt es in dieser Zeit die Völker gut im Auge zu behalten aber nicht zu viel zu stören. Das geht sehr gut mit Gefühl, Fluglochbeobachtung und bei Bedarf 1-2 Waben im Volk anzusehen (Verhältnis offene und verdeckelte Brut, werden noch Drohnenzellen gebaut und bestiftet). Das aber nicht jede Woche sondern in Kombination mit einer guten Stockwaage pro Bienenstand (liefert genaue Infos zu Wetter und Trachtentwicklung) und einer 14-tägigen Standkontrolle. Bei guter Tracht wird natürlich zwischendurch der Honigraum erweitert.

Am Flugloch sieht man die Intensität der Ein- und Ausflüge und kann unter den Völkern vergleichen. Kommen regelmäßig Bienen mit Pollen zurück, wird Innen fleißig gebrütet. Wenig oder kein Pollen und auch weniger Flugverkehr führt damit zu einer Kontrolle des Volkes.

Natürlich haben wir mit dieser Arbeitsweise auch ab und zu Schwärme – aber sicherlich nicht mehr als früher bei der klassischen Kontrolle alle 7-8 Tage, bei der dann doch mal eine Weiselzelle übersehen wird. Unterm Strich: weniger Arbeit und weniger gestresste Bienen.

Die Bienen bauen Spiel- und Weiselnäpfchen

Schwarm einfangen

Es passiert ja trotzdem. Bei den eigenen Völker oder irgendwo anders. Wir werden in der Stadt sehr häufig zu Bienenschwärmen gerufen. Das kommt alles vor: Kindergärten, öffentliche Plätze, Bushaltestellen, private Gärten. Die Aufregung ist meist groß, umso mehr freut es uns wenn wir bei der Gelegenheit den Leuten erklären können welch tolles Naturschauspiel sie da miterleben dürfen. Das Einfangen ist meist unspektakulär – mit einer Schwarmkiste versuchen wir einen Großteil der Bienen aufzufangen so dass die Königin mit dabei ist. Dann bleibt die Schwarmkiste möglichst am gleichen Platz stehen, bis am Abend alle Bienen eingezogen sind. Schon nach wenigen Minuten sieht man die Tendenz – Bienen ziehen in die Schwarmkiste oder wieder aus. Ein weiterer Versuch ist kein Problem, sobald sich der Schwarm wieder beruhigt hat. Ein Bienenschwarm ist eher träge und ruhig, die Bienen stechen somit sehr wenig bis gar nicht. Daher fangen wir die Schwärme auch ohne Schutzkleidung – das ist ein besonderes Gefühl und nimmt den Zuschauern die Angst und steigert die Faszination für die Bienen.

Wichtig ist, dass die Königin in der Schwarmkiste ist

die restlichen Bienen ziehen dann nach.

Am Abend wird die Schwarmkiste abgeholt, zu einem Ablegerstand gebracht, noch am gleichen Tag in eine Beute mit Mittelwänden eingeschlagen und mit 5 Liter Sirup gefüttert.

Den Schwarm auf Mittelwände einschlagen und füttern

Milben beobachten

Bei den Standkontrollen werden auch die Windeln kontrolliert um den natürlichen Milbenabfall zu sehen. Völker mit sehr viel Abfall entwickeln sich meist schlechter oder arbeiten intensiv gegen die Milbenbelastung und machen einen sehr starken Eindruck. Produzieren dabei aber immer mehr Milben und kranke Bienen. Diese Völker werden genauer beobachtet und bei wenig Honigeintrag wie oben beschrieben geteilt, behandelt und zu Ableger verwertet. Warum? Weniger Arbeit, weniger Milben am Bienenstand und gute Völker für die nächste Saison.

Brutableger und Wärmebehandlung

Brutwaben im Mai

Eine Möglichkeit Ableger zu bilden ist die Entnahme von Brutwaben. Damit reduziert man kurzfristig auch das Verhältnis offene zu verdeckelter Brut. Allerdings fehlen diese Bienen dann ev. später als Flugbienen. Daher pro Volk nur eine Brutwabe entnehmen und mit insgesamt 2-4 Brutwaben inklusive aufsitzender Bienen einen Ableger bilden. Die Brutwaben müssen gut besetzt sein, zur Sicherheit noch die Bienen von 1-2 weiteren Brutwaben über dem Ableger abklopfen. Den neu erstellten Ableger unbedingt 1-2 mal füttern, ein paar Tage in den Keller stellen oder zu einem Ablegerstand bringen.

Wenn in der Saison Völker geteilt oder Brutableger erstellt werden, ist der ideale Zeitpunkt für eine Varroa-Behandlung. Die meisten Völker werden ja deshalb geteilt, weil sie sich nicht richtig entwickeln. Meist ist da die Milbenbelastung eines der Themen. Werden also Brutwaben aus den Völker entnommen, können diese sofort mit dem Varroa-Controller behandelt werden. Eine Behandlung dauert zwei Stunden für 18-20 Waben (je nach Modell). Danach erstellen wir mit 2-4 Brutwaben und ausreichend Bienen einen neuen Ableger. Vor Ende Mai ist es mit den Reinzuchtköniginnen nicht so leicht, also bekommt der Ableger zumindest einen Wabe mit frischer Brut (Stiften/Eiern) und zieht sich ohne Probleme selbst eine neue Königin. Füttern ist wichtig und drei Wochen nicht öffnen. Bis die neue Königin geschlüpft ist und ihren Hochzeitsflug hinter sich hat.

Honigernte

Ob und wann die erste Honigernte sinnvoll und möglich ist, hängt ganz vom Standort ab. Bei Massentrachten macht eine Zwischenernte Sinn, ansonsten ist es oft besser bis Mitte Juni zu warten und dann einen sehr guten und reifen, gemischten Blütenhonig zu ernten.

Honigetiketten

Wer individuelle oder moderne Etiketten für seinen Honig haben möchte, hat mehrer Möglichkeiten. Mit etwas Kreativität lassen sich Etiketten selbst erstellen und ausdrucken. WIchtig ist dabei, alle Vorschriften zur Kennzeichnung zu beachten. Auch wenn der Honig nur an Freunde und Nachbarn verschenkt wird, muss er den Vorschriften entsprechend etikettiert werden! Vor zwei Jahren haben wir für die Salzburger Imker neue, moderne Etiketten erstellt. In der Zwischenzeit wurden schon viele Varianten für alle Bundesländer erstellt. Auch etliche Versionen mit eigenem Logo oder größeren Anpassungen. Beispiele und Infos unter https://shop.bienenlieb.at/etiketten

MAI
– Völker mit Brut- und Honigraum richtig führen
– Schwärme verhindern
– Schwärme fangen und versorgen
– Völker teilen
– Ableger erstellen
– Varroa-Behandlung der Ableger
– Honigernte

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