Juli-August, Dietmar Niessner
Als „Monatsbetrachter“ hat man schon was gemeinsam mit dem Hellseher, es kann funktionieren oder auch nicht. Wenn ich daran denke, dass mir bereits im März der Gedanke kam, wir werden zu Ostern schleudern, dann wurde ich doch auf den Boden der Realität zurückgeholt.
Die Völker entwickelten sich stark, Ende April hatte ich bereits Völker auf 2-3 Flachzargen mit Honig, andere hatschten hinterher. Ich konnte beobachten, dass die starken das Frühjahr nutzen konnten, dem Rest machte der Kälteeinbruch im Mai doch zu schaffen, es war sogar bei manchen füttern angesagt, was mir in den 25 Jahren imkern noch nie unterkam. Man kann sich natürlich auch an 08/15 Themen orientieren, die kann man aber eh überall nachlesen.
Danke übrigens für die Reaktionen zu den Artikeln, es freut mich, wenn mir so manches heißes Thema gelungen ist, als Beispiel will ich die Sache mit der Boreliose erwähnen, hab diesbezüglich einige Antworten bekommen, vielleicht erzählt ein Kollege seine Geschichte dazu. Borreliose ist, auch wenn mit Antibiothika behandelbar, keine harmlose Angelegenheit, es gibt nicht immer die bekannte Wanderröte, und ich möchte nicht wissen, wie groß die Infektionsrate in Östereich wirklich ist.
Bienentag im Rathaus
Das muss ich euch unbedingt erzählen. Die Umweltstadträtin Ulli Sima aus Wien lud dazu ein und es wurde ein tolles Fest mit Beteiligung der Wiener Imkerschaft. Was jetzt aber so euphorisch klingt, war harte Überzeugungsarbeit dahingehend, dass es Sinn macht und erfolgreich sein kann, wenn ganz viele Imker sich bei einem Fest präsentieren. Diesmal waren ca. 15 Imker vertreten, großteils Imker, die bei der Ab Hof Messe in Wieselburg ihre Honige prämiert bekamen oder die sich einem sonstigen Qualitätsprogramm verschrieben hatten. Für viele das erste mal, es hat geklappt. Ihr Mut wurde mehr als belohnt.
Bastelstationen, Schaubienenstock, Honigverkostungen mit sensorischer Begleitung, sowie ein Schauschleudern waren die Highlights. Uns Imkern nahestehende Organisationen boten das Erstellen von Nützlingshotels an und lieferten die entsprechenden Infos zu deren Unterhaltung und deren Bewohner. Und es gab keine Bienenstreichelstation, Bienen sind keine Streicheltiere und niemandem ist eine solche abgegangen.
Was wir Imker daraus lernen sollen: viele Imker auf einem Platz heißt noch nicht, dass das Geschäft ein flopp wird, viele Imker auf einem Platz kombiniert mit anständiger Werbung und ausgezeichneten Produkten zieht Besucher an, Besucher, die nur wegen dem Thema Biene und Honig kommen.
Ein breites Angebot heißt aber nicht, dass man Nudeln, Seifen und sonstiges zugekauftes Zeug verkaufen muss, es geht um unser Kerngeschäft, um unseren Honig. Um die Geschichte unseres Hoings und dem Imker, der dahinter steht. Um uns!!! Ein Honigstand soll kein Krämerladen werden und es ist mir ein paaar mal passiert, dass sich Imker mehr als entschuldigt haben, da sie ja „NUR“ Honig haben.
Ich hoffe, dass das Fest nächstes Jahr eine Fortsetzung erfahren wird. Wien, die Bienenhauptstadt Europas mit einem jährlichen Honigmarkt, ein Traum oder wird es zur Realität? Toll wär es schon. Schließlich kamen aus Wien auch wichtige Impulse für die Imkerschaft, denken wir nur an die Einsetzung der Wanderlehrer durch Maria Theresia. Im Herbst gibts die österr. Wanderlehrertagung mit der Prüfung der neuen Generation, ich wünsche den KanditatInnen viel Erfolg in der Vorbereitung.
Propolisgewinnung
Juli, ein wichtiger Monat in der Imkerei. Mit dem Abnehmen der Tageslänge ab der Sommersonnenwende kann man das Propolisgitter zur Propolisgewinnung einlegen. Die Bienen spüren mit der abnehmneden Tageslänge den Lauf des Jahres und beginnen ihre Beuten „winterdicht“ zu machen. Die Eilegetätigkeit der Königin geht normalerweise zurück. Das saubere Propolisgitter wird auf die obersten Rähmchen aufgelegt und kann nach 1-2 Wochen je nach Intensität der Verkittung entfernt werden. Ich rolle die Gitter ein und verstau sie in einem Plastiksack, der in den Tiefen des Tiefkühlers versenkt wird.
Achtung: Da Propolis um ein Vielfaches stärker als Wachs die Affinität aufweist, sich mit den Rückständen aus der Varroabehandlng anzureichern, darf die Propolisgewinnung nur erfolgen, wenn keine synthetischen Pyretroiden wie Apistan, Bayvarol ect. eingesetzt werden. Dr. Pechhacker und Dr. Wallner präsentierten bei der Apimondia in Lausanne 1995 von durchschnittlichen Belastungen bei Propolis.
Folpex: 28,3mg/kg
Perizin: 8,7 mg/kg
Apistan: 37 mg/kg
Bitte, nehmt das Thema ernst!
Die gefrorenen Propolisgitter werden durch gegeseitiges Reiben der Gitter oder über eine scharfe Kante, vom Propolis befreit, händisch propolisfremden Bestandteilen entfernt und kann dann als Urprodukt vermarktet werden. Lt. der neuen Einheitswertbewertung fällt Proplislösung nicht mehr unter die Urproduktion. Aufpassen!
Zitat aus der Landwirtschaftskammerhomepage:„Imkereien mit weniger als 50 Völkern brauchen keine Erklärung abzugeben (Freigrenze). Für alle anderen sind zwei Bezugsgrößen relevant:
- die Zahl der Bienenvölker im Oktober (Durchschnitt der letzten drei Jahre),
- die Erzeugung von Bienenköniginnen, Weiselzellen, Met und sonstigen Bienenprodukten,
wenn der Durchschnittsumsatz der letzten drei Jahre über EUR 1.500,- lag.
Das heißt aber für uns, Aufzeichnungen bezüglich der Vermarktung zu führen. Siehe Finanzoneline bzw. Bauernkammern kontaktieren. Ich nehme aber an, dass die neue Regelung betreffend der Imkerei in unserer Bienenaktuell ausführlich nachzulesen.
Tierarzneimittel
Ein anderer Bereich, der uns Kopfzerbrechen bereitet: Varroabehandlung!
Ende Mai, wo dieser Artikel in den PC geklopft wird und in die Druckerei geht herrscht noch viel Unklarheit, wie es mit der Ameisensäurebehandlung etc. weiter gehen wird. Es gibt nur 2 Lösungen:
- die legale, die für alle nachvollziehbar ist und die
- illegale, wenn uns Imkern was raufgedrückt wird, was eh niemand einzuhalten bereit ist.
Als Vortragendem, der zahlreiche Anfänger unter seiner Obhut hat, ist es schlicht untragbar, wenn man bis Ende Mai noch nicht weiss, wie die Bienen legal im Sommer zu behandeln sind, wie man die Varroa legal unter der Schadschwelle hält.
Solange aber jeder Bauer seinen Kälbern Ameisensäure in die Milch schütten darf und uns wollen sie eine Rezeptpflicht verpassen, solange ist für mich die momentane Regelung oder das Gerücht einer Regelung nicht nachvollziehbar. Vielleicht sollten wir Imker als Gruppe dies unserem Minister erklären, wenn es unseren Vertretern nach demVerschlafen des Termins bezüglich des Auslaufens der Übergangregelung (welch langes Wortgeflecht) nicht gelingt. Was man aber bezüglich der Varroaregulierung immer machen kann und dazu weder Tierarzt noch sonstigen Sachverständigen braucht, ist die sommerliche Totalbrutennahme nach dem abschleudern, kombiniert mit der Bauerneuerung. Übersetzt, Kunstschwarmbildung mit dem ganzen Volk und die Bienen entweder auf Mittelwände oder auf die ausgeschleuderten und ausgeleckten unbebrüteten Honigwaben einschlagen, dabei aber die Fluglöcher eng halten wegen Räubereigefahr. Ersteres geht bei Jumbo und sonstigen Großwaben, letztere Methode bei Zander, Flachzargen etc. An unsere Anfänger, ausschlecken heißt nicht, die offenen Waben irgendwo aufhängen sondern über einer Leerzarge (damit sie den Hoing in die tiefer liegenden Waben transportieren) kurz über Nacht den Völkern dazuhängen und am nächsten Tag entnehmen.
Der Einsatz von Anfangsstreifen bei Jumbo bringt die Gefahr mit sich, dass das Rähmchen nicht ganz ausgebaut wird und deshalb es mit der Lagerkapazität von Winterfutter knapp wird. Mittelwände werden schön ganzflächig ausgebaut. Die schlüpfenden Bienen aus den „Brutscheunen“können nach einer Oxalsäurebehandlung (Bienenwohl) beweiselt werden und ergeben noch – anständig gefüttert – schöne Überwinterungsvölker. Bitte liebe BioimkerkollegInnen: erkundigt euch bei euren Kontrollstellen wie die Einsatzmöglichkeit der Varroamittel aussieht, v.a. ob Bienenwohl erlaubt wird oder nicht.
Blühender Sommer
Sommer ist auch die Zeit, in der unsere Ammen aufgezogen werden, und nur gut ernährte und starke Ammenbienen sind imstande gute Winterbienen zu versorgen. Deshalb kommt der Tracht des Sommers auch eine große Bedeutung zu. Sorgt in eurem Umfeld,bzw. tragt euren Kunden gegenüber durch Aufklärung dazu bei, dass unsere Bienen auch im Sommer reichhaltig mit Pollen und Nektar versorgt werden. Städte sind da ideal, trostlos siehts aber oft am Land aus, wenn abgeerntet wird und eine Steppe übrig bleibt. Blühmischungen, Untersaaten… sind Möglichkeiten, sprecht mit den Landwirten über Möglichkeiten und event.
Kooperationen. Das wäre aktiver Bienenschutz, nicht das Herumkarren von Bienenablegern quer durch Österreich und das andrehn an unwissende und gutgläubige Konsumenten für ihren Balkon. Von dieser Irrmeinung sind auch unsere Politiker leider nicht ausgeschlossen.
Aktiver Bienenschutz bedeutet, die Umwelt so zu gestalten, dass die Biene zu den wichtigen Terminen nicht hungern muss. Aktiver Bienenschutz bedeutet aber auch, dass unsere Imker einen fairen Preis für ihren Honig bekommen.
Auf der Seite von Global 2000 kann man die Vorträge der Bienenkonferenz nachsehen (https://www.global2000.at/meet-bees) siehe „ Menüplan gegen Bienensterben – die Bienenweide“, ein interessanter Beitrag zur Bienenweide im Sommer und Frühherbst.
So wünsche ich euch einen erfolgreichen Abschluss des Bienenjahres, zufriedene Erträge und das Streben, den besten Honig der Welt mit Hilfe der Bienen erzeugen zu wollen. Dies möge euch gelingen!
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