Juli-August, Bienenlieb
Liebe Imkerinnen und Imker,
seit der Sommersonnenwende (am 21. Juni) sind bereits einige Tage vergangen, je nach Gebiet geht nun auch der Honigeintrag zu Ende. Der genaue Zeitpunkt ist sehr unterschiedlich, natürlich abhängig von der Vegetation, der regionalen Struktur Seehöhe und Witterung. Es ist also wiederum wichtig, die eigene Standplätze gut zu kennen und zu beobachten. Uns sind dabei die Stockwaagen eine große Hilfe. Mit einer digitalen Stockwaage (Wolf-Waagen) pro Standort, sehen wir genau, wann die die Tracht und somit der große Nektareintrag abreißt. in der langjährigen Mittel ist das rund um den 15. Juli. Das sind rund 24 Tage nach der Sommersonnenwende, somit sind die Bienenvölker die wir auf eine Brutentnahme vorbereitet haben brutfrei.
Brutentnahme
Aus euren Rückmeldung merken wir, dass euch das Thema Brutentnahme sehr beschäftigt. Es ist wirklich eine einfache, gut planbar und sehr effiziente Methode, die Anzahl der Milben im Sommer konsequent zu reduzieren. Es gibt keine unberechenbare externe Faktoren, keine Fehlerquellen und ist mit jeder Anzahl an Bienenvölkern machbar.
Abschluss mit den Duplex-Wabentaschen
Nach den insgesamt 24 Tagen sind beide Rähmchen in der Wabentasche komplett verdeckelt und alle Brutzellen außerhalb der Wabentasche geschlüpft. Zumindest die letzten drei Tage hatten die Milben nur mehr die Brutzellen in der Duplex-Wabentasche als Unterschlupf für die Vermehrung. Somit hat ein großer Teil der Milben versucht, in den Brutzellen der beiden Rähmchen in der Wabentasche unterzukommen. Jetzt werden diese beiden Rähmchen inkl. der Wabentasche aus dem Volk entnommen, das Volk ist somit brutfrei. Die beiden entnommenen Rähmchen können nun wieder im Varroa-Controller wärmebehandelt und zur Verstärkung in einen Ableger gegeben werden. Ist dieser Schritt nicht möglich (Zeit, Aufwand) oder die Milbenbelastung in den beiden Waben schon extrem hoch, können die Waben eingefroren und dann eingeschmolzen werden (oder direkt einschmelzen).
Zeiteinteilung
Wichtig ist, diesen Schritt zeitlich mit der Honigernte zu koppeln und die Bienenvölker danach
gleich zu versorgen und zu füttern. Wir arbeiten zu dieser Zeit in drei Abschnitten:
– Honigernte , morgens ab 04.30 Uhr max. 07:30 Uhr
– Honigverarbeitung, tagsüber – mit Vorbereitung für den Abend
– Brutentnahme/Fütterung, abends
Honigernte
Bei der Honigernte sind wir bewusst sehr früh unterwegs, die Bienen sind noch ruhig und die Honigräume lassen sich ohne großen Stress abnehmen. Wir öffnen die Honigräume, kehren die aufsitzenden Bienen von jeder Wabe in einen Abkehrtrichter (oder nutzen eine Abkehrmaschine) und sammeln die Honigwaben in verschlossenen Zargen. Das muss alles sehr flott gehen, bevor zu viele Bienen unterwegs sind und die externe Honigquelle (unsere Transportzargen) entdeckt wird. Meist ist dann ab ca. 7 Uhr zu viel Flugbetrieb und wir beenden die Honigernte für diesen Tag. Wichtig: immer einen Bienenstand komplett fertigstellen, eine zweite Ernte ist nicht so gemütlich möglich. Die Bienen aus den Honigräumen kommen über die Abkehrtrichter in die Schwarmkisten, pro Schwarmkiste ca. 1,5 bis 2 kg Bienen. Das ist die richtige Menge für ein neues Bienenvolk. Auch aus den Bruträumen kehren wir 2-3 Waben ab, so entstehen während der Honigernte je vier bearbeitete Völker zwei bis drei neue Jungvölker. Wichtig ist dabei, den Abkehrbesen zügig und herzhaft zu nutzen und den Trichter immer wieder mit Wasser einzusprühen, damit die Bienen gut hineinrutschen.
Honigverarbeitung
Die Honigräume kommen in die Imkerei und werden dort am gleichen Tag verarbeitet. Während der Verarbeitung halten wir mit Bautrocknern die Luftfeuchte in den Räumen auf einem möglichst geringen Wert (Ideal 35-40%). Der Honig wird geschleudert oder die ausgeschnittenen Waben gepresst, abgesiebt und kommt über ein Doppelsieb in Lager- oder Abfüllbehälter. 30kg-Behälter sind noch halbwegs handlich. Bei der Honigverarbeitung auf die Qualität achten, lieber öfter nachmessen und Honig der einen zu hohen Wassergehalt hat, in separate Behälter geben. Dieser kann für die Fütterung, Honigwein etc. verwendet werden.
Vorbereitung Fütterung
Parallel wird der Sirup für die Fütterung vorbereitet. Wir füttern ausschließlich mit selbstgemachten Sirup. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, ganz wichtig ist für uns die Herkunft des Zuckers. Bio-Rübenzucker aus Österreich oder Deutschland ist frei von Neonicotinoiden, die bei konventionellem Zucker immer noch als Beize für das Saatgut erlaubt sind (!). Der Einkauf von Bio-Zucker ist nicht ganz einfach, es gibt aber zum Beispiel vom Verband BIO AUSTRIA eine jährliche Sammelbestellung im Frühling.
Für den kleinen Bedarf eignen sich 25 Liter Tonnen, diese werden mit 12 Liter heißem Wasser (65 Grad) gefüllt, dabei ist eine Markierung an der Tonne eine gute Hilfe). Auf das heiße Wasser kommt nun der Rübenzucker, für ein Mischverhältnis von 3:2 sind es 18 kg Zucker. Jetzt wird innerhalb von 10 Minuten mit einem Holzstab oder einem Mörtelrührer drei mal kräftig aufgerührt. Beim ersten Rühren geben wir noch 4 kg eigenen Honig und beim letzten Rühren 20 ml effektive Mikroorganismen (EM PROBIEN) dazu (temperaturempfindlich!). Rezept und Mischtabelle findet ihr unter dem Link am Ende des Artikels. Es gibt auch diverse Rezepte für Futtersirup mit Kräutertees oder der Vergärung von Zuckersirup. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, es ist aber aufwändig diese herzustellen und nicht alle Kräuter sind im Futter auch gut für die Bienen. Ein ganz gutes Rezept findet sich im Buch ‘Bienengemäß Imkern’, G. Friedmann 2017 (siehe Buchempfehlung im Jänner).
Brutentnahme/Fütterung
Gegen Abend besuchen wir die abgeernteten Bienenstände erneut. Jetzt werden die Wabentasche und die beiden verdeckelten Brutwaben entnommen. Parallel werden alle Waben die wir nicht überwintern wollen, entnommen. Die Waben sind meist gut mit Honig gefüllt und können am nächsten Tag verarbeitet werden. Wie oben beschrieben werden die beiden Brutwaben je Volk vernichtet oder mit dem Varroa-Controller behandelt. Eine Wärmebehandlung der Brutwaben zeigt jetzt eine sehr gute Wirkung, die Milben konnten die Larven noch nicht stark schädigen. Würden diese Brutwaben in Brutscheunen kommen, können die Milben (jetzt oft mehrere pro Zelle) die schlüpfenden Bienen stark schädigen und Lebenserwartung und Leistungsfähigkeit dieser Bienen schwer beeinträchtigen.
Hinweis: natürlich können diese Arbeitsschritte auch gleich im Zuge der Honigernte am frühen Morgen durchgeführt werden, wenn da die Zeit ausreicht.
Vom angerührten Sirup bekommen die Völker jetzt die ersten fünf Liter über eine Futtertasse – je nach Bedarf werden die Völker alle 7-10 Tage mit weiteren fünf Litern Sirup gefüttert. Insgesamt vier- bis fünfmal. Wir überwintern auf einem Raum Einheitsmaß-Standard (11 Rähmchen) oder EInheitsmaß-Jumbo (10 Rähmchen).
Bei der Fütterung ist es wichtig, sofort nach der Ernte zu beginnen. Die Bienen dürfen nicht das Gefühl bekommen, sie haben kein Futter mehr. Gerade nach der totalen Brutentnahme ist eine ausreichende Versorgung wichtig. Wir zu spät, zu wenig oder daneben gefüttert, kommt es zur Räuberei, da sich die Bienen dann bei den Nachbarvölkern bedienen.
Jetzt werden auch die Fluglöcher verrengt, es reicht wenn das Flugloch 1,5 bis 3 cm groß ist. So können die Bienen den Stock besser schützen.
Behandlung der restlichen Milben
Mit der Brutentnahme haben wir den größten Teil der Milben aus den Völkern entnommen. Ein Teil der Milben – die gerade auf den Bienen sitzen und im Volk unterwegs sind – bleibt aber zurück. Nach der Brutentnahme dauert ein paar Tage, bis die Völker die Waben ausgebaut haben und dort die ersten Brutzellen wieder verdeckelt werden. Nach der ersten Fütterung besuchen wir zwischen fünften und siebten Tag die Völker und entfernen diese Milben. Das geht gegen Abend mit einer Oxalsäure-Bedampfung (wenn alle Bienen im Stock sind) oder mit einer 15%-igen Milchsäurelösung, die man auf die Waben sprüht. Leider ist die Behandlung mit Milchsäure nach der Umstellung auf das Arzneimittelgesetz nicht mehr zugelassen. Wir hoffen hier tut sich noch etwas, die Milchsäure ist günstig, sicher und einfach anwendbar und ungefährlich. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist das Träufeln von VarroMed, sind die Erfahrungen bei uns und bei vielen Kollegen sehr gut, wenn auch die Verteilung im Volk nicht so gut wie bei einer Oxalsäureverdampfung ist.
Die Haupt- oder Nachbehandlung mit Thymol-Produkten (Streifen, Plättchen, etc.) ist aus unserer Sicht nicht sinnvoll. Die Völker brauchen jetzt Ihren Stockgeruch um Räuber zu erkennen, Thymol überdeckt diesen und verdunstet auch je nach Temperatur und Luftfeuchte (bzw. Aktivität der Völker) sehr unterschiedlich.
Kehrschwärme
Die am frühen Morgen abgekehrten Bienen haben den Tag mit etwas Sirup im Keller verbracht und bekommen am Nachmittag eine Königin im ganz geschlossen Zusetzkäfig in die Schwarmkiste. Insgesamt zwei Nächte bleiben die Kehrschwärme so im Keller, am dritten Abend bekommen die Bienen ein neues Zuhause – eine Beute mit Mittelwänden und alle zehn Tage fünf Liter Sirup. Auch hier nach fünf bis sieben Tagen eine Behandlung gegen die aufsitzenden Milben mit Oxalsäure, bevor die erste Brut verdeckelt wird.
Nachbetreuung
Die nächsten Wochen vergehen mit regelmäßiger Fütterung, Kontrolle der Brutnester und der Vorräte. Eingewintert werden nur Völker, die auch stark genug sind um den Winter zu überstehen. Zeigt sich im August, dass sich eine Volk nicht gut entwickelt, können damit andere Völker verstärkt werden. Voraussetzung ist natürlich, dass das Volk keine Krankheitszeichen hat. Brutwaben können ohne aufsitzende Bienen andere Völker verstärken, die aufsitzenden Bienen können abgekehrt werden und ziehen bei den anderen Völkern am Stand ein.
Propolis
Jetzt kommt die Zeit in der die Bienen intensiv Propolis sammeln. Um dieses zu ernten, verwenden wir Propolisgitter, die anstatt der Abdeckfolie aufgelegt werden. Mit einem Zahnstocher kann zusätzlich ein kleiner Spalt über dem Propolisgitter geschaffen werden, die Bienen werden die Ritzen im Gitter sehr schnell zukleben. Die Gitter werden dann eingefroren und das Propolis kann durch reiben über eine Kante ausgebrochen werden.
Im September geht es dann wieder an die Varroa-Behandlung. Wenn, abhängig vom Standort die Reinfektion mit den Varroa-Milben kleine bis große Auswirkungen hat.
JULI | AUGUST |
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– Honigernte | – Fütterung |
– Varroa-Behandlung | – Kontrolle der Völker |
– Fütterung | – nur starke einwintern |
– Ableger/Kehrschwärme |
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