Dezember, Dietmar Niessner
Liebe Imkerkolleginnen,
liebe Imkerkollegen!
Mit dieser Ausgabe der Bienenaktuell verabschiede ich mich als Autor der Monatsanweisungen 2014 und hoffe, dass ich ein paar Anregungen geben konnte. Es gab keine Methoden nach Niessner etc. ich habe aber bewusst versucht altes, einmal gehörtes wieder in Erinnerung zu rufen.
Restentmilbung
Wir sind in diesem Monat dringendst angehalten, die Restentmilbung durchzuführen. Nachden 21 Tagen nach dem ersten Frost sollten die Bienen brutfrei sein, die restlichen Milben des Volkes sitzen auf den Bienen drauf und können so entfernt werden. Als Substanz ist Oxalsäure anzuwenden. Im Tierarzneimittelgesetz sind die entsprechenden Mittel gelistet.
Bezüglich der Anwendung mittels Träufelmethode gehen die Meinungen auseinander, die eine Gruppe schwört auf Temperaturen um die Null Grad, die anderen um 7 Grad. Ich persönlich ziehe die tiefen Temperaturen vor. Die Bienen sitzen ruhig in der Traube, bewegen sich kaum und die Beute ist sofort wieder geschlossen, bevor sich irgendwas bis zum Kern der Bienen durchgesprochen hat. Bei wärmeren Temperaturen hab ich immer wieder Bienen, die auffliegen und sich am Anorak oder Pullover nieder lassen und geh ich dann in einen beheizten Raum, sofort tauen die Bienchen auf und fliegen herum. Das kann der Lift oder der Gang im Hotel sein, oder letztendlich das Auto, oder der Bus, je nach dem wie man unterwegs ist.
Letzter Hinweis betrifft vor allem unsere Stadtimker, die Kooperationen mit Hotels eingegangen sind. Vermeidet alles, was nur zu einer Beunruhigung der Gäste führen kann. Wird ein Gast gestochen, kann das unter Umständen zu Klagen kommen, man weiss ja nie. Und da ist deine nachweisbare Sorgfaltspflicht wichtig. Sind Bienenkisten bereits bienenleer, dann entweder sofort mitnehmen und reinigen, die Waben ausschmelzen oder zumindest die Fluglöcher bis zum nächsten Besuch schließen. Sollten Bienen am Boden noch vorhanden sein, kann man sie an die AGES einsenden, um den Grund feststellen zu können. Das Prozedere wie so eine Probeneinsendung auszusehen hat findet ihr auf der Seite der AGES. Bienenleere Kisten und Reste von Brut auf den Waben weisen auf einen Varroaschaden hin. Ein Öffnen der verdeckelten Zellen gibt mir Gewissheit, dass es keine Faulbrutzellen sind. Bei einem Varroaschaden findet man die Puppen bzw. fertigen Bienen in der Zelle, bei Faulbrut event. klebrige fadenziehende Masse bzw. Schorf. Ein Einsenden der Wabe an die AGES gibt auch hier Gewissheit.
Wachsverarbeitung zu Kerzen
Wir haben uns letzten Monat übers Kerzentauchen unterhalten; eine weitere Möglichkeit der Kerzenproduktion sind die gegossenen Kerzen mittels Silikonformen. Diese sind im Handel erhältlich. Zu jeder Form ist der passende Docht angegeben. Vorbereiten der Form: Die Formen werden waagrecht aufgestellt, der Docht richtig eingelegt und die Form mittels Gummibänder geschlossen. Anschließend wird der Docht vorsichtig
gespannt, damit er nicht wieder aus seiner Halterung schlüpft. Normalerweise gibt es zu den Formen Infoblätter dazu, die die genaue Beschreibung enthalten. Wer mehrere Formen im Einsatz hat, möge sich ein Gestell basteln, mit dem mehrere Kerzen auf einmal gegossen werden können.
Formen lassen sich auch nach eigenen Motiven erstellen, mittels Silikon. Dazu empfehle ich allerdings einen eigenen Kurs. Entsprechendes Material dazu findet ihr im Fachhandel. Wann rentiert sich eine eigene Form? Wenn mir ein Motiv besonders gefällt, wenn ich selber kreativ bin und mir mittels Ton, Plastelin oder Fimo einen Prototyp erstellt habe. Dann macht es Sinn, ansonsten für 08/15 Formen, wie man sie eh im Handel bekommt, rentiert sich der Aufwand meist nicht. Respektiert bitte auch die Urheberrechte für gekaufte Kerzen anderer Künstler. Die Versuchung ist groß, allerdings unfair dem „Schöpfer“ des Kunstwerkes gegenüber, damit groß in den Handel zu drängen. Könnte auch in die Hose gehen, wenn man eine Urheberklage bekommt.
Es wird dir immer wieder Wachs ausrinnen, da hat sich Backpapier als Unterlage als praktisch erwiesen, da sich das erhärtete Wachs damit gut lösen lässt und somit leicht wieder verwendbar wird. Verflüssigen des Wachses, ich betone es nochmals: im Wasserbad! Allzu schnell wirst du beim Verflüssigen vom Handy oder sonstigem abgelenkt, du vergisst das Wachs auf der Herdplatte und das Malheur passiert. Spreche aus eigener Erfahrung! Als Behälter für das flüssige Wachs kann ein Schnabelhäferl dienen, aber auch ein Schöpfer geht recht gut. Edelstahl oder Email, kein Eisen, da kann das Wachs dunkel werden, erzählt man sich. Hab es selber allerdings noch nie probiert.
Gefärbtes Wachs
Manchmal sieht man eingefärbtes Wachs: ich würde es nur sparsam verwenden, denke, unser goldgelbes Wachs glänzt von selbst. Man kann aber gerne Akzente damit auch setzen. Probiert es einfach aus. Das kopieren von 08/15 Kerzen finde ich langweilig, lasst euch inspirieren, manchmal zeigen dir es deine Kinder oder Freunde, da du viel zu kopflastig auf Althergebrachtes fixiert bist. Was tun, wenn dir Kerzen grauweiß anlaufen? Das ist ein normaler Vorgang. Mit Wärme bekommst du deine Kerzen wieder herrlich gelb. Dazu verwende ich gerne heißes Wasser, das ich über die Kerze rinnen lasse, wobei ein ansaugen des Dochtes mit Wasser vermieden werden soll. Fön geht auch, wird aber vor allem bei hinterschnittenen Kerzen nicht so schön. Kerzenlack bietet eine weitere Möglichkeit an, ist aber nicht notwendig bei einem Naturprodukt. Ebenso geteilter Meinung bin ich mit den angemalten Kerzen, aber wie heißt es so schön: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Fischer“. Aber man kann auf seinen Prinzipien auch beharren.
Probekerzen
In der Zwischenzeit ist deine Kerze in der Form abgekühlt, du zwickst den Docht knapp ab, entfernst die Gummibänder und öffnest vorsichtig die Form. Nicht zu weit aufreißen, sie soll ja noch länger halten. Lieber länger warten als zu früh. Und sofort kann die Form wieder verwendet werden. Da einzelne Formen nicht grad billig sind, und eigentlich meist nur ein Zusatzangebot am Markt darstellen, tauscht vielleicht Formen untereinander aus. Aber bitte vorsichtig hantieren, damit an einer kaputten Form nicht eine Freundschaft Kratzer bekommt. Macht auch immer zuerst eine Probekerze, damit du weißt wie sie brennt, mach dir Notizen, die dir zum Flammenbild einfallen, welche Atmosphäre erzeugt deine Kerze, wie lange brennt sie. Solche Überlegungen helfen dir beim Verkaufsgespräch, du kannst mit der Kerze Atmosphäre verpacken.
Mietbienen
So zwischen drin muss ich aber noch was anbringen, das mir am Herzen liegt: Ich habe es ja nie hinangehalten, dass ich ein großer Skeptiker der groß angelegten Mietbienenaktion war. Anfangs dürfte es da wirklich auch einzelne Probleme gegeben haben, aber ich hab im Laufe des Jahres auch ganz glückliche Mietbienenbesitzer erlebt, die das unverwechselbare Glänzen in ihren Augen hatte, dieses Schwärmen, wenn man sie auf Bienen auch nur angesprochen hat. Da hat die lokale Betreuung ja doch bestens funktioniert. Und ich hab genug getroffen, die sich nächstes Jahr wieder beteiligen wollen bzw. sogar selber einen Kurs besuchen wollen, den Garten noch bienenfreundlicher gestalten… Schön, wenn man sich auch freuen kann, wenn ein Projekt doch funktioniert hat. Es hat mich aber auch darin bestätigt, wenn du eine passende Geschichte hast, dich vom Standard abzuheben vermagst, dann spielt der Preis eine untergeordnete Rolle.
Bastelzeit
Winter ist auch Bastelzeit, da will ich euch ein paar wirklich gelungene Bienen- bzw. Imkerblickfänge nicht vorenthalten. Nicht zum Kopieren, aber als Anregung für deine Präsentation:
- Von weitem ersichtlich – Miel – in einem Dorf im Norden der Provence. Und wenn man
durch dieses Gebiet fährt, dann musst du dir den Geschmack im Glasl mitnehmen. Und wie
angezogen findest du den Weg durch die engen Gassln bis zum Apiculteur. - Eine tolle Sonnenblume am Hoftor, von weitem ersichtlich, hebt es sich einladend von den
Standardtoren der übrigen Landwirte ab. Eine Biene schleckt an den großen Blüten… obs da
auch Honig gibt? In diesem Fall muss man halt vorsichtig anläuten, ob wer Zuhaus ist. - Ein anderer Highlight über den ich mich immer wieder am Weg ins Waldviertel freu ist die
Modellbausiedlung am Straßenrand, Seilbahn, Windmühle, Feuerwehr, Altersheim und
dazwischen ein Bienenhotel, was heißt eines, gleich mehrere haben den Künstler inspiriert,
jedes ein Unikat für sich.
Honigabfüllen
Da wird man immerwieder gefragt, ob man die gekauften Glasln waschen muss: JA, du weißt nie, wer seine Finger in den Glasln drinnen hatte. Keime hast du immer auf den Händen, vor allem wenn man die Gläser offen kauft. Manchmal bekommt man zwar die Anleitung, die folienverschweißten Gläser kann
man so nehmen, weil da alles maschinell passiert. Aber trotzdem Augen auf, Sichtkontrolle ist immer notwendig. Auch Maschinen machen Fehler, es kann was abgesplittert sein.
Meine Praxis sieht so aus: ich kauf mir die Gläser lagenweise, schlepp sie Heim in Kartons und vor dem Gebrauch werden sie ausgeschwenkt mit heißem Wasser, tropfen ab und kommen ins Backrohr zum Trockenen bei 100 –150 Grad. 2 Blech gehen sich leicht aus. Großabfüller arbeiten natürlich anders, die arbeiten palettenweise und nehmen die Gläser wie sie kommen, sind aber von der Sichtkontrolle nicht ausgenommen. Etikettierungsvorgaben bitte in der Februarnummer nochmals nachlesen, wer sich nicht mehr sicher ist.
Honiggeschmack
Wenn wir schon beim Honig sind: es ist sehr sinnvoll und auch ein von mir langersehnter Wunsch, den ich mir heuer zu erfüllen begonnen hab, eine eigene Honigbibliothek anzulegen. Gefüllt mit Standardhonigen, den Grundgeschmäckern aus unserer Landschaft. Einerseits um den eigenen Geschmack zu schulen, andererseits auch um unseren Anfängern einen Überblick zu geben, sie kosten zu lassen, wie welcher Honig schmeckt und in folge kann man dann in den eigenen Honigen auf Suche gehen, welche Duft- und Geschmackskomponenten zu finden sind.
Ich hab es selber erlebt, als ich auf der Suche nach reinem Akazienhonig war, und wie man sich von Imkern auf den Märkten für blöd anreden lassen musste, wenn man keinen gelben Akazien will, sondern auf der Suche nach wasserhellem Akazienhonig ist. Erschreckend fast, wie die Leute mit ihren Kindern umgehen und wie schwindlig die Beratung teilweise ist. Also ihr JungimkerInnen, ihr macht es besser. Wo bekommt man die Referenzhonige her? Z.b. aus dem Handel (die sind labormäßig getestet) und aus den Teilnehmerlisten der Ab Hof Messe Wieselburg.
Was gibt es am Bienenstand zu tun?
Neben der Restentmilbung auch die Umgebung des Standes absichern. Äste, die an die Beute schlagen können bitte entfernen. Fluglöcher mit Mausgitter versehen. Alles Sachen, die man meint, sind eh bekannt, aber manchmal braucht man einen Hinweis darauf. Wer Mr. Specht in seinem Einflugbereich hat, möge Vogelschutznetze einsetzen. Sonst erlebt man seine Wunder, wie schnell der sich am Supermarkt Bienenkiste bedient. Weit genug abspannen und windsicher beschweren. Bei Gitterböden die Varroalade entfernen, reinigen. Wer den Waschbär in seiner Umgebung hat, bitte mittels Holzbrett den offenen Zugang zum Gitter behindern. Kann man unter den Bienenkisten einfach durchschieben, so dass er nicht so leicht dazu kann. Er reißt gerne die Gitterböden auf und kommt so zu den Waben.
Saisonrückblick
Ein Rückblick auf das vergangene Jahr war nicht gerade rosig. Anfangs kam Euphorie auf, Schleudern zu Ostern? Der Mai brachte den Rückschlag, der sich das ganze Jahr durch zog. Waldhonig fiel großteils aus, Frühjahrshonig war selbst in Wien Mangelware, erst mit der Linde erholten sich die Erntemengen. Gleichzeitig vermehrten sich aber die Milben unaufhörlich in unseren Völkern und ich musste Anfangs Juli bei manchen Völkern die Notbremse ziehen, die gesamte Brut entfernen, da bereits schlüpfende Bienen mit verkrüpelten Flügeln zu finden waren. Da machte sich Jungvolkbildung und ständige Milbenüberwachung bezahlt. Auch mit der Wärmebehandlung (wer Zugang dazu hatte) hatte man Chancen dem Anstieg der Varroapopulation entgegen zu wirken. Jetzt im Herbst setzte sich der Völkerausfall fort und ist vielerorts noch nicht abgeschlossen. Kunstschwärme haben es hoffentlich besser erwischt.
Natürlich kommt gerade in solchen Situationen der Wunsch nach neuen Medikamenten, der Zulassung von Mitteln aus dem Ausland, die dort erhältlich, bei uns aber verboten sind auf. Not macht erfinderisch! Wir sind am besten Weg unser Wachs als Speicherort für unsere Bienenprodukte rückstandsfrei hinzukriegen. Die Jungen machen es uns vor. Sauberes Wachs und bienengerechte Betriebsweisen machen die Unterschiede zwischen Bio und Konventionell immer kleiner, damit wächst auch das Unverständnis bezüglich der Deklaration. Wollen wir das wirklich mit neuen Medikamenten, aufs Spiel setzen? Varroareduktion muss sich irgendwie in die Betriebsweise integrieren, dazu gibt es verschiedenste Wege, alte und auch immer wieder neue.
Leider hat es neben der Varroafront auch die erschreckenden Meldungen über Beutenkäferfunde in Calabrien gegeben. Bis jetzt hat man ihn in den Kursen so nebenbei erwähnt, da eine Einschleppung ja weit entfernt ist. Ob die Ausrottung gelingen wird, mögen wir es hoffen!
Bei dem praktizierten Bienenhandel vom überallher, in Form von Paketbienen, Königinnen oder dem Wandern quer durch Europa sind meine Hoffnungen allerdings getrübt. Bitte, lasst die Finger von Paketbienen von was weiß ich woher. Wer in Italien steht, möge kein Wabenmaterial verbringen … betrifft ja eh nur unsere Großen, und die sollten es wissen.
Es geht ja doch um ihre Existenz.
Somit wünsche ich uns allen eine gute Überwinterung, ein erfolgreiches Vermarkten unseres Honigs auf den Märkten zur Weihnachtszeit, Ruhe und Zeit für sich selber und die Freundschaften abseits der Bienen und Zeit auf die eigene Gesundheit zu schaun.
Dietmar Niessner
Euer Monatsbetrachter aus dem Jahr 2014
Einreichung des Biokontrollkostenzuschusses für Bioimker |
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Jeder, der einen gültigen Biokontrolivertrag mit einer Biokontrollstelle hat, kann einen Antrag auf Teilrückerstattung der Biokontrollkosten bei der MvIA beantragen. Dies hat nichts mit dem ÖPUL zu tun, da dieser Zuschuss im Bereich ländliche Entwicklung beheimatet ist. Genau genommen: Maßnahme 132 – Teilnahme an Lebensmittelqualitätsregelungen, gem.Art.2Olit.cii iVmArt.32 derVO (EG) Nr.1698/2005 Was braucht man dazu: – Betriebsnummer: diese erhält man bei der Statistik Austria – Formular zum Ausfüllen, siehe link. Beide Formulare sind dazu notwendig. – Gültigen Biokontrollvertrag Formular: http://www.ama.at/Portal.Node/ama/public?gentics.rm=PCP&gentics.pm=gti_full&p.contentid= 1 0008.97299&Bio_Kombiantrag2o 14.pdf Die Kontrollkosten müssen nicht genau angegeben werden, da sich die AMA die Daten von der Kontrollstelle holt. Manchmal hört man, dass die Kammern dies ablehnen, wenn man kein ÖPUL Teilnehmer ist, es funktioniert unabhängig von einer Teilnahme. Es wird meist ein Zuschuss von ca. 50% abnehmend genehmigt, a bisserl ist‘s auch. Viel Erfolg wünscht Euch Dietmar Niessner, Bioreferenet und Bioimker Wien |
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