April, Dietmar Niessner
April, tut was er will…. haben wir ja letztes Jahr gesehen. Die Diskussionen um die Neonicotinoide und dem damit verbundenen „Amtsgeheimnis“ gingen als „Sumsigate“ in die Geschichte ein.
Miteinander
In den Nachrichten wird trotzdem wieder von Bienenverlusten berichtet. Welche Rolle die Neos spielen, wird uns wohl noch länger beschäftigen. Dass sie mit einem Erlass aber verschwunden sind, das spielt es nicht. Die Pflanzenverfügbarkeit hängt stark von der Bodenbeschaffenheit ab, ein leichter Boden wird sie leichter ausschwemmen, ein toniger, schwerer Boden hat die Mittel sicher länger gebunden und so sind sie für die Pflanzenwurzeln verfügbar. Und die Blüten werden nach wie vor für unsere Bienen zur süße Falle. Ob der Wechsel zum Spritzen statt Beizen ein Gewinn ist, will ich bezweifeln.
Anstatt, dass die Landwirtschaft dankbar wäre, dass unsere Bienchen die Auswirkungen ihres Tuns aufzeigen, sind wir die Bösen. Dabei geht es um ein miteinander, ein ernst genommen werden. Österreich, ein Land voll Milch und Honig, da sitzen wir Imker mit den Landwirten im selben Boot. Nur gemeinsam kommen wir im Interesse einer ökologischen Landwirtschaft vorwärts und widerstehen dem Ansturm der globalen Landwirtschaft. Es muss uns bewusst sein, dass diese Erntemengen, die die Landwirte in Österreich auf den Markt bringen, von anderen Ländern in der =8/15 Qualität leichter und billiger erzeugt werden können, die versorgen uns leicht mit. Da bleibt der österr. Landwirtschaft nichts anderes übrig, als sich von der Weltmarkqualität positiv abzugrenzen, ihr kennt noch den Begriff: „Feinkostladen Österreich“! Alles vergessen?
Neueinstieg
Nach diesem Exkurs wünsche allen, dass die Bienen trotzdem gut über den Winter gekommen sind. Bodenbrett haben wir gereinigt, Rähmchen für die Saison vorbereitet, wir haben uns den Kopf zerbrochen, was wir im beginnenden Jahr mit unseren Bienen vor haben! Material ist vorbereitet, bzw. wird in den Osterferien wohl noch erledigt werden. Unsere jungen Imkerkolleginen haben ihre Kurse besucht und scharren in den Startlöchern und wollen mit ihren Bienen anfangen. Aber wie komme ich zu Bienen? Im Kurs habt ihr gehört, man beginnt mit Kunstschwärmen, um die Einsteigerförderung zu bekomen. Warum?
Wer Bienen mit Wabenbau kauft riskiert so manches:
- Brutkrankheiten können eingeschleppt werden.
- Ein Rähmchenmass, das vielleicht gar nicht meines ist?
Zwei Argumente, die aber entscheidend sind. Wer mit einem Kunstschwarm beginnt, beginnt mit seinem System, beginnt mit nachweislich rückstandsfreiem Wachs als Bauhilfe oder nur mit Anfangsstreifen. So gesehen gibt es für den Anfänger keine Probleme mit Brutkrankheiten. Der Kunstschwarm solle aber die drei Tage Dunkelhaft bei „Djätcc hinter sich haben. Diät heißt, nicht füttern! Dadurch sind eventuelle Faulbrutsporen, so die Lehrmeinung, im Darmsystem entfernt. Der Schwarm entwickelt sich langsam, der Anfänger wächst mit seinem Schwarm mit, er ist anfangs nicht mit 10.000enden Bienen überfordert. Es ist ihm ein Leichtes, den Überblick zu bewahren.
Wer allerdings mit einem Volk oder Ableger beginnen will, soll zumindest ein Gesundheitszeugnis vom Verkäufer verlangen. Und nun zu euch, ihr lieben Imker und Imkerinnen. Wer einem Anfänger ein Volk verkauft, das soll auch ein Volk sein. Ein Volk heißt, es sitzt auf zwei flachzargen oder einer vollen Breitwabenzarge, Zander. Ein Volk bringt im Mai den ersten Honig zum Schleudern (hier im Osten). Dann darf das Volk auch
seinen Preis haben. Einem Anfänger irgendetwas anzudrehen, ist unfair. Woher soll er denn wissen, wie die Bräuche im Bienenhandel sind? Eine faire Beratung der Anfänger darf man von erfahrenen Imkern verlangen.
Rähmchenmaß
Ihr habt euren Anfänger-Kurs hinter euch gebracht, bzw. seid noch mittendrinn. Ich hoffe, ihr seht dabei ein paar Beutensystem, und nicht nur das eine, für das der Veranstalter eben steht. Es soll euch zumindest vorgeführt werden, wie sieht die Flachzarge aus, Zander oder Dadant (Jumbo). Nachdem ich mit Jumbo und Flachzarge im Honigraum imkere, empfehle ich Anfängern die Flachzarge, die jederzeit mit Jumborähmchen ergänzt werden können und es sind die Beuten weiter verwendbar. Hier spielt vor allem die Gewichts ersparnis eine Rolle.
Zur Stabilisierung der Waben wird das Rährnchen mit Edelstahldraht ausgestattet. Ob jetzt waagrecht oder senkrecht gedrahtet wird, ist egal. Die waagrechte Drahtung hat den Vorteil, dass sich die Holzteile beim Spannen nicht verziehen, da die Schenkel kurz sind. Bei senkrechter Spannung kann es zum Verbiegen des Unterträgers kommen. Dadurch wird der Abstand vom unteren Rähmchen zum oberen größer und die Bienen bauen Brutzellen hinein, meist Drohnenzellen.
Arbeite ich mit Anfangsstreifen, so beginnen die Bienen herzförmig an mehreren Stellen, und verbinden die einzelnen Zunge später zu einem Ganzen, erinnert irgendwie an die Produktionsstraße im Autobau. Allerdings habe ich meist mit einem größeren Drohnenbauanteil zu rechnen. Dies heißt, Varroa unter Kontrolle haben. Holt euch diesbezüglich Hilfe bei einem Imkerfreund oder Freundin.
Offener Bienenstock
Ich predige immer wieder, Honig verkauft der Supermarkt, du als Imker verkaufst keinen 08/15 Honig, du verkaufst Honig mit Geschichte. Honig mit Geschichte darf auch was kosten und ihr werdet lachen, das lernen wir von den jungen Imkern. Die trauen sich was, die bewerten den Honig als das was er ist, ein wertvolles Naturprodukt. Und deren Kunden wissen dies auch zu schätzen. Umso mehr tut es weh, wenn in manchen Gebieten im Osten Honig immernoch verschleudert wird, 6-8€ fürs Kilo verlangt wird, das ist eigentlich eine Beleidigung unserer Bienen. Der offene Bienenstock gibt uns die Gelegenheit, unseren Kunden einen Einblick in unsere Imkerei zu gewähren. Vorausgesetzt, wir arbeiten so, dass man sich nicht genieren muss.
- Wie kann so ein Programm aussehn?
- Wieviele Personen stehen mir zur Verfügung?
- Welches Platzangebot habe ich?
- Wie kommen die Besucher zu mir?
- Was tun, wenn jemand gestochen wird?
Ein Schaubienenstock ist immer ein Blickfang, er gibt die Möglichkeit, den komplexen Vorgang in einem Bienenvolk zu zeigen. Man kann auch auf Diät gesetzte Drohnen zum Beobachten auf der Hand anbieten und die Besucher können selber sehen, wie der hungrige Drohn mit einem Tropfen Honig wieder in die Lüfte entschwebt (Honig gibt Energie).
Aber bitte macht nicht den Blödsinn, so einen Beobachtungsstock als Streichelbienenstation zu bewerben. Bienen sind Wildtiere und Wildtiere streichelt man nicht. Da wird der Konsument schlichtweg für blöd verkauft. Man wundert sich oft nur noch, welche angesehenen Institutionen mit dieser Konsumentenverblödung potentielle Honigkunden anzulocken versuchen. Wer Bienen liebt, möge sie auch ernst nehmen und Bienen sind nun einmal keine Streicheltiere. Dies lernen bei mir bereits die Kids in der Bienenschule.
Dann im Mai könnte man sogar neben den Bienen mit den Besuchern Honig schleudern. Da bekommt man bei einigermaßen braven Bienen keine Probleme. Später, Ende Juni, tät ich es nicht mehr versuchen. Den frischen Honig rein in ein Glaserl, Etikett drauf und jeder nimmt eine schöne und nachhaltige Beute mit nach Hause. Damit haben wir vielleicht wieder einen Honigkunden mehr oder zumindest eine tolle, positive Geschichte, die sich herum erzählt. Wenn allerdings etwas schief geht, kann es auch ins Gegenteil umschlagen. Also, alles gut durchdenken!
Wie erfahren die Besucher von meiner Aktion? Bezirkszeitung, Pfarrbrief, Gemeindetafel …‚ nur früh genug soll man dran sein, nicht erst drei Tage davor. Darum dieser Aufruf jetzt im April und nicht erst in der Mainummer der Biene aktuell.
Drohnenrähmchen
Was passiert bei den Bienen, während wir uns über den offenen Bienenstock den Kopfzerbrechen? Sie stecken voll im Brutgeschäft, hier im Osten wird es Zeit, wenn die Kirsche voll blüht mit dem Aufsetzen beginnen. Dass ein markiertes Drohnenrähmchen drinnen ist, ist selbstverständlich. Vor allem, wenn man mit der Restentmilbung nicht zurecht gekommen ist, vergessen hat oder zu spät dran war. Nach dem Verdeckeln entnehmen. Übrigens, für unsere kulinarischen Leser, Drohnenpuppen sind inThailand eine ausgesprochene Spezialität. Schmecken so zart wie Erbsen, selbst roh genossen, frisch aus der Zelle raus. Bitte aber nicht, offen den Meisen anbieten und in die Bäume hängen.
Wann ist das Volk reif zum Aufsetzen?
Wenn alle Wabengassen voll be setzt sind und in den Boden beginnen reinzuhängen! Als Anfänger werde ich keine Leerwaben haben, also erweitere ich mit Zargen die nur mit Mitteiwänden ausgefüllt sind. Habe ich Leerwaben, so kommen diese in die Mitte der Zarge und seitlich die Mittelwände. Warum? Die Königin kann sofort hinauf und das Brutnest erweitern.Die schlüpfenden Jungbienen finden in ein paar Tagen bereits zu pflegende Maden vor. Dies kann einen aufkommenden Schwarmtrieb unterdrücken bzw. verzögern.
Merke, will ich die Königin zur Brutausdehnung anspornen, erweitere ich mit Leerwaben, will ich sie aber eher unten lassen, so erweitere ich mit Mittelwänden. Letztendlich wird die Königin entscheiden, was sie will. Es sei, ich verwende ein Absperrgitter. Habt ihr schon einmal beobachtet, wie Bienen über dem Absperrgitter einen ganzen Bereich frei halten, in der Hoffnung, die Königin will ihn bestiften? Da kann man wieder erkennen, wie sehr man mit Absperrgitter dem Volk Stress verursachen kann. Es hat seine Berechtigung bei manchen Entwicklungen und Situationen. Es hat aber als Standardeinrichtung im Volk nichts zu suchen.
An was gilt es noch im April zu denken?
Einstieg in die Bioimkerei! Wer sich mit dem Gedanken der Biozertifizierung anfreunden will, dem sei eine ausführliche und intensive Auseinandersetzung mit den dazu gehörenden Spielregeln anzuraten. Dazu gibt es u.a. in der Fachschule Warth von mir Einsteigerkurse, wo wir uns mit der Thematik intensiv beschäftigen. Als Erinnerung: Es gilt unter normalen Umständen bei Abschluss eines Kontrollvertrages mit einer Biokontrollfirma eine 12 monatige Umstellungszeit. Das heißt in Normaldeutsch: ich muss ab Abschluss des Kontrollvertrages mich an die Biokontrollvorschriften halten. Ich bekomme Besuch von einem Kontrollor, erhalte aber nur ein Zeritfikat mit dem Status „konventionell“. Erst nach den 12 Monaten wird mit ein „Bio“ Status anerkannt, wenn alles paßt. Welche Auswirkungen hat dies jetzt für mich?
Schließe ich den Kontrollvertrag vor dem üblichen Schleudertermin ab, was meist irgendwann Ende Mai 2014 sein wird, so endet auch die Umstellungszeit vor dem Mai des Folgejahres. Dies hat die Auswirkung, dass mir der Honig von der Maischleuderung 2015 bereits als „Bio“ zertifiziert werden kann ( „Honig aus biologischer Bienenhaltung“). Also, jetzt im April Kostenvoranschläge der jeweiligen Kontrollfirmen einholen, mit Angabe
der Standorte und dann entscheiden.
Wenn ich noch keine Bienen besitzte, was für Anfänger zutreffen wird, dann kann ich die
Umstellungszeit mir ersparen, wenn:
Ich einen Biokontrollvertrag abschließe und anschließend mir von einem zertifizierten Bioimker die Bienenvölker kaufe (am besten in Form eines Kunstschwarmes). Hier ergibt sich die Situation, dass die Bienenvölker keine Stunde außerhalb eines Biokontrollverhältnisses gestanden sind. Sie kommen von einem Biobetrieb und wechseln in einen Biobetrieb. Also kann die Honigernte des Jahres bereits als „Honig aus biologischer Betriebsweise“ zertifiziert werden. Informiert aber die Kontrollfirma, sie möge euch bald für die Kontrolle besuchen. Eine Wachsprobe wird der Kontrollor auf jeden Fall ziehen, also wieder ein Vorteil, wenn man einen rückstandsfreien Wabenbau von Anfang an hat.
Zur Botanik
Kurz eine Anmerkung zum Winterling von der Februarausgabe: der Winterling ist eine eingebürgerte Pflanze für den Garten, nicht dass jemand auf die Idee kommt, die Au oder sonstiges Freiland damit zu beglücken.
Alle kennen die Leberblümchen. Habt ihr gewußt, dass die eigentlich unter Naturschutz stehn? Ein Bestand von einem Quadratmeter hat eine Entwicklungszeit von Jahrzehnten hinter sich. In Japan schenkt man seinem Geschäftspartner oder bestem Freund keinen Golddukaten oder sonst was, nein, ein ganz unscheinbares Leberblümchen, allerdings von einer besonderen Züchtung. Da werden dann schon Preise von 100€ und mehr bezahlt. Vielleicht seht ihr das Leberblümchen jetzt mit anderen Augen, zumindest wünsch ich es mir.
Beobachtet einmal die Blühfolge der Bäume, manche blühen von unten nach obern, andere umgekehrt. Selbst eine Apfelblühte hat eine Besonderheit, als erstes blüht die Kronblüte auf, die Folgeblüten erscheinen erst in ein paar Tagen. Macht euch einen Blühkalender mit den wichtigsten Pflanzen der Umgebung. Verfolgt die Blühe in den kommenden Jahren, damit ihr ein bißchen ein Gespühr für den Trachtverlauf bekommt.
Anmerkung zu letzten Entwicklungen im Bereich Bienenschutzinitiativen
Exotische Beutensysteme schaffen Abhängigkeit Bienenschutz heißt nicht: irgendeinem Bienenguru oder Beutensystem nachzulaufen, Bienenschutz heißt: die Umwelt bienenfreundlich zu gestalten. Bienen sind in Österreich großteils genügend vorhanden, die beengten Lebensräume machen ihnen aber das Leben schwer. Es muss nicht jeder Bienenfreund am Balkon Bienen aufstellen, es genügt, wenn er bienenfreundliche Pflanzen in seinem Balkonkisterl hat und sich seinen Honigbedarf beim lokalen Imker seines Vertrauens besorgt.
Veranstaltungen
Global 2000 veranstaltet vom 3. bis 4. April in Wien eine zweitägige Veranstaltung zum Thema Bienen: https://www.global2000.at/meet-bees
Irgendwie schon seltsam, dass Gobal 2000 mit Unterstützung der Stadt Wien als Veranstalter auftritt und nicht unsere Imkervertretung. Wird diese Veranstaltung wieder boykottiert, wie die Demonstration anno dazumal vor der Oper?
Sommerblüher
Pflanzenmärkte gibt es jetzt eh bald an jeder Ecke, lasst euch inspirieren. Einfach blühende Pflanzen bieten meist auch Pollen für die Bienen an, denkt dabei vor allem an Sommerblüher, wenn unsere Ammenbienen für die Winterbienenpflege heranwachsen. Nur gesunde und wohlgenährte Ammenbienen können starke und langlebige Winterbienen aufziehen.
Wenn ich meist in der männlichen Form schreibe, dann ist das keine Missachtung unserer weiblichen Leserinnen, nein, es ist einfach Faulheit meinerseits immer die weibliche Form mitzuverwenden. Also, nicht böse sein!
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