Mai, Dietmar Niessner
Mai: Zecken — Borreliose
Bevor wir uns der Imkerei widmen, will ich an ein anders, aber sehr ernstes Problem erinnern, an die Zecken!!!
Wir bewegen uns nicht selten im Gras, Gestrüpp etc.herum und genau da kreuzen wir den Lebensraum der Zecken. In vielen Gegenden Österreichs ist die FSME Impfung fast unabdingbar, wenn wir uns in der Natur aufhalten. Die Impfung schützt uns aber nicht vor der Borreliose. Nachdem ich selber einmal ein Opfer wurde, weiss ich, wie leicht man so eine Rötung abtut, wird schon nix sein, … Unbehandelt kann es zu ganz schlimmen Auswirkungen kommen, also, wenn euch ein Zeck gebissen hat, und sich in den Tagen darauf eine Rötung einstellt, ab zum Arzt. Aber auch Fieber ohne Rötung kann ein Hinweis sein. Rechtzeitig erkannt ist sie heilbar, ansonsten kanns einen ganz ernsten Verlauf nehmen.
Schwarmmonat
„A Schwarm im Mai, a Fuder Heu“, oder so ähnlich lautet eine alte Imkerregel. Der Mai wäre an und für sich der Schwarmmonat. Ich kann mich an meine Anfängerzeit noch gut erinnern. Die Angst, dass ein Schwarm abgeht, sitzt tief in den Knochen. Vor lauter Sorge habe ich die Völker stricktest jede Woche durchgeklaubt, jede Wabe von allen Seiten inspiziert, jedes Weiselnäpfchen genauest inspiziert.
Zum Schwarmtrieb: Der Schwarm ist die natürliche Vermehrungsart der Bienen. Wenn das Bienenvolk merkt, es werden zu viele, der Platz wird zu eng, dann kommt das Signal, wir teilen uns! Das Volk erfährt eine Aufbruchsstimmung, man nennt das Schwarmstimmung!
Jetzt gibt es zwar Rezepte, aber es ist besser den Vorgang im Volk zu kapieren. Wie tickt das Bienenvolk? Dann weiß man auch ohne Rezept was zu tun ist. Wie erkennt man, dass Schwarmstimmung aufkommt?
Bei den alten Hinterbehandlern gab es ein Fenster mit dem Baurähmchen. Daran konnte man die Stimmung im Volk sofort ablesen. Auch im Magazin verwenden wir ein Baurähmchen. Es dient als Varroafangeinrichtung und Stimmungsbarometer im Bienenvolk. Solange an der Naturwabe gebaut wird, ist alles in Ordnung, wird der Bau aber eingestellt, mit Weiselnäpfchen dekoriert, dann heißt es aufpassen.
Zur Erinnerung, was können Auslöser für den Schwarmtrieb sein? Alte Königin, über 2 Jahre, Rückgang der Pheromone. Viele Jungbienen als Ammenbienen und wenig offene Brut, es kommt zum Futtersaftstau.
Vorbeugende Maßnahmen
Die Königin braucht Platz zum Bestiften, die schlüpfenden Jungbienen brauchen Abnehmer für den Futtersaft. Wenn das Brutnest durch Pollenwaben und Brut ein geengt wird, vielleicht wird noch mit Absperrgitter der Brutraum beschränkt, ja dann braucht man sich nicht wundern, dass das Volk das Signal zum Aufbruch gibt. Ein Absperrgitter hat in der aufstrebenden Phase im Volk normalerweise nichts verloren. Wir erweitern mit Leerwaben, die direkt in den Bereich der Reizzone kommen, d.h. an das Brutnest, das kann neben oder über der Brut sein. Erweitern mit Flachzargen, auf das Brutnest drauf, unterschieben unter den Honigraum, nicht oben drauf.
Überlegung: Warum? Weil die Königin dann sofort weiterbestiften kann und nicht erst Zellen aufgezogen werden müssen. Unterstützt kann dies werden durch die Entnahme von 1-2 Waben mit verdeckelter Brut. Warum? Weil es dann zu einer kurzen Reduktion von Ammenbienen kommt.
Weitere Möglichkeiten, Überlegungen: Der Schwarm geht ab mit der alten Königin und den Flugbienen!
Man kann dem Volk die alte Königin entnehmen und einen Königinnenableger machen. Das heißt, das alte Volk ist gezwungen, Weiselzellen aus vorhandenen Ärbeiterinnenmaden aufzuziehen, ein Notprogramm wird im Volk gestartet. Die Pflegebienen nehmen alle möglichen Maden ins Visier, aus denen sie eine Nachfolgerin aufziehen. Das können jetzt ältere Maden sein, aber auch ganz junge. Wir können nach 4 Tagen Nachschau halten und die verdeckehen Weiselzellen ausbrechen, übrig bleiben die offenen, die natürlich aus jüngeren Madenstadien aufgezogen wurden. Dies ist für das Volk ein Notprogramm!
Man kann aber ein Volk mit einer alten aber guten Königin auch ganz bewusst in den Schwarmtrieb schicken, indem man eben alles unterlässt, das den Schwarmtrieb bremst. Man hält das vermehrungswürdige Volk bewusst knapp und wartet, bis es in Schwarmstimmung kommt. Das Volk kommt in
Aufbruchstimmung und verziert den Wabenbau mit unzähligen Weiselzellen. Das Volk stellt die Bautätigkeit ein und macht sich für die große Reise bereit.
Nein, wir warten nicht, bis es am Baum hängt, wir entnehmen die alte Königin mit 1-2 Waben und den aufsitzenden Bienen und geben sie in einen Ablegerkasten. Wir nehmen den Schwarm somit vorweg.
Das restliche Volk wird nun durchgesehen und alle Weiselzellen bis auf 1-2 entfernt. Belässt man alle Weiselzellen wird es in der Regel zu Jungfernschwärmen kommen. Man kann das restliche Volk natürlich auch in 2-3 Wabenablegern mit jeweils 1-2 Weiselzellen aufteilen. Wichtig ist, die Ableger vom Stand verbringen, da die Flugbienen sonst an den alten Standort zufliegen und uns in den Ablegern abgehen. Die Weiselzellen können standbegattet werden, und werden je nach Ergebnis belassen oder mit einer Reinzuchtkönigin umgeweiselt. Dazu eignet sich der „Vogelkäfig“ sehr gut.
Das Bild zeigt die Zusammensetzung und der Rahmen kann leicht aus Abfallholz angefertigt werden, man bekommt die Käfige auch im Handel. Die Seite mit der Folie wird mit Futterteig gefüllt, die Königin kommt über die seitliche Bohrung in den Gitterkäfig und wird ins weisellose Volk anstattt eines Rähmchens gehängt. Es dauert bedeutend länger, die Königin zu befreien als im normalen Schlupfkäfig und so kann manches Abstechen der neuen Königin vermieden werden, ohne großen Aufwand.
Ableger kann man natürlich auch nach traditioneller Methode erstellen, v. a. wenn man junge Königinnen zur Verfügung hat.
Welche Möglichkeiten der Schwarmverhinderung gibt es noch? Ihr werdet euch vielleicht noch an den Flugling erinnern. Klassisch ist er mir zu aufwendig. Ich sorge dafür, dass ich auf meinem Stand neben den Völkern Platz habe. So kann ich jederzeit bei Flugwetter das schwarmfreudige Volk auf die Seite stellen, den Boden mit einer Leerzarge und offener Brutwabe an den alten Platz und es hat sich erledigt. Die Flugbienen verlassen das Muttervolk und kehren an den alten Platz zurück, die Königin verliert die Flugmannschaft. Sicherheitshalber entferne ich die Weiselzellen und gebe der Königin Platz zum Stiften. Ich erspare mir dadurch das Herumheben in den 3. oder 4. Stock über Zwischenboden und kann trotzdem das Volk wieder rückvereinen.
Schwarmverhinderungsmaßnahmen gäbe es noch viele, jeder hat da sein Rezept. Am schönsten ist es allerdings, wenn es erst gar nicht dazu kommen muss.
Schwarm sichern
Was tun, wenn der Schwarm aber bereits am Baum hängt? Ist er leicht erreichbar, dann stellt oder hält man ein Schwarmkistchen mit Trichter, wie es uns „Spani“ im Film mit Jasmin gezeigt hat (nachzusehen auf der Homepage der LFS Warth-Imkerschule) unter den Schwarm und beutelt die Bienen hinein, stellt das offene Schwarmkistl am Boden unter dem Baum hin und wartet, bis alle Bienen drinnen sind. Dies ist der Fall, wenn man die Königin mit erwischt hat, ansonsten ziehen die Bienen wieder aus und das Spiel beginnt von neuem.
Sind die Bienen auf einem Baum weit oben, dann rentiert es sich sicher nicht mit waghalsigen Aktionen an den Schwarm heranzukommen. Es zahlt sich nicht aus, seine Gesundheit zu opfern, so gierig muss man gar nicht sein. Es sei, du hast einen Pfeil und Bogen deiner Kids oder aus deiner Jugend bei der Hand. Hab es selber schon mit Erfolg probiert: Man schießt mit dem Pfeil eine Schnur über den Baum, hängt eine Brutwabe dran und zieht diese in den Bereich des Scharmes, die Bienen ziehen auf die Brutwabe und so kann man den Schwarm mit ein bisschen Geduld doch noch ernten. Ausprobieren, dies ergibt zumindest einen Familienevent, wenn Papa oder Mama mit Pfeil und Bogen Schwarmfangen geht.
Blütenhonigernte
Mai ist auch der Monat, zumindest hier im Osten, wo man das erste Mal schleudert. Wie erkenne ich schleuderreife Waben?
Da die Bienen bereits sehr früh mit dem Flug beginnen, ist es notwendig, vor Flugbeginn die Honigwaben zu entnehmen. Sie müssen zu mindestens zwei Drittel verdeckelt sein und dürfen bei der Spritzprobe keinen Tropfen abgeben. Sind wir zu spät dran, haben die Bienen bereits frischen Nektar eingetragen
und die Spritzprobe wird negativ ausfallen. Wer es nicht glaubt, macht den Test mit dem Refraktometer.
Rauch darf bei der Honigentnahme nur wenig bis gar nicht verwendet werden, Honig nimmt leicht fremde Gerüche auf. Die entnommenen Honigwaben fege ich gerne über einen Trichter in eine Multibox oder Kübel und kann am Ende der Honigentnahme die Bienen wieder dem Volk zurückgeben. So kommt es nicht zu einem Bienenwirrwarr am Stand durch die abgekehrten Bienen. Die abgefegten Bienen kann ich aber auch als Kunstscharm weiter verwenden, was sich vor allem nach der Rapstracht als schwarmdämpfende Methode erweisen kann.
Öffentlichkeitsarbeit
Wie laufen die Vorbereitungen für den Tag des offenen Bienenstocks? Denkt daran, es kommen oft Familien mit Kindern unterschiedlichsten Alters. Den Kleinen ist oft fad, wenn die Erwachsenen stundenlang mit anderen alten Bekannten herumreden. Sie drängeln und werden unruhig. Ein Heurigentisch mit einer Bastelstation lässt auch bei den Kleinen den Tag in guter Erinnerung sein. Kerzenrollen ist eh schon Standard. Gerne wird bei mir der bunte Bienenschwarm angenommen, die Kids dürfen zwei Bienen anmalen, eine kommt auf die große Wabe, eine bleibt im Eigentum der Kids. So kommt ein tolles Gemeinschaftsprojekt zustande, das man auch herzeigen kann. In Kärnten ist auch das Bemalen der Bienenstockbrettchen traditionell. Wer bei seinen Bienen solche alten Volkskunstwerke hat, kann natürlich bei den Führungen darauf eingehen uns zu modernen Kreationen motivieren.
Reisebericht
Zum Schluss darf ich euch noch einen kurzen Blick über den Tellerrand bieten. Ich konnte heuer zwei Wochen in der Provence verbringen und mir dabei einen Einblick in die dortige Imkerei verschaffen. Es ist wie immer ein Genuss durch die Märkte zu bummeln und sich an den verschiedensten Honigangeboten zu erfreuen. Was auffiel, Honig wird dort wesentlich besser bezahlt als bei uns. Die Leistungen der Bienen werden dort besser honoriert.
Bemerkenswert ist, es gibt dort keine Playmobilbeuten in Form der Flachzarge. Standard ist Dadant-Blatt mit Honigraum flach und Langstroth, wobei mir ein Imker erzählte, Dadant verwenden eher die Hobbybetriebe. Wie viel fältig die Welt doch ist! So hat jeder Kulturkreis eben seine Beutensysteme.
Mein Imker war spezialisiert auf Lavendelhonig. Eine Tracht, die erst im Juni bis Juli in den höheren Regionen blüht. Überwintert wird hingegen an der Küste, mit Blick auf den Golf von St. Tropez. Eingefüttert wird nichts, die Bienen (Kaukasier) müssen sich selber ernähren und dies ist auch ein Selektionsmerkrnal. Da wird nicht herumgehängt, Futterwaben ergänzt. Bei 700 Völkern ist das nicht drinnen. Nur wer sich selber erhält, kommt weiter. Varroabehandlung erfolgt mit Amitratzstreifen.
Erwerbsimkermethoden unterscheiden sich einmal vom Hobbyimker, der jedes Volk beim Namen kennt (hat mir schon ein bisschen wehgetan, hätte allzu gerne so manchem Volk eine Wabe zugehängt). Allerdings: An der Küste blüht es den ganzen Winter, wilder Rukkola, Rosmarin, Mimosen und sonstige Läppertrachten prägen die Flora. Also, so ganz verhungert kein Volk.
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