Dezember, Biezen Wien
Der Dezember im Bienenvolk
Meist bringt der Dezember die erste richtige Frostzeit. Somit sind die Bienen in einer dichten Wintertraube, die sich nur bei wärmeren Temperaturen etwas lockert. Die Bienentraube hat sich im Vergleich zum Einwinterungszeitpunkt kaum verkleinert, weil der Bien seine Kräfte für das kommende Frühjahr schont.
Ein Wendepunkt für den Bien ist die Wintersonnwende. Mit länger werdenden Tagen setzt bald die Bruttätigkeit wieder ein. Selbst bei anhaltender Kälte beginnen die Bienen spätestens Mitte Jänner wieder kleine Brutnester anzulegen in Erwartung auf die ersten Blüten.
Arbeiten in der Imkerei
Der Dezember bietet uns mit der Restentmilbung die Möglichkeit, unsere Bienenstöcke wieder einmal zu besuchen. Nach der Restentmilbung beginnen wir unsere Völker zu dämmen. Da vor allem nach oben Wärme abgestrahlt wird, ist eine Isolierung des Deckels mehr als ausreichend. Die Bienen brauchen jetzt nun wenig unserer Aufmerksamkeit und wir können die gewonnene Zeit für unsere Kund*innen nutzen. Weihnachten ist für uns Imker*innen die beste Zeit unsere unter viel Einsatz geerntet und produzierten Produkte zu verkaufen.
Restentmilbung
Die wichtigste Tätigkeit im Dezember ist die Restentmilbung. Mit dem ersten Frost haben die Bienen ihre Bruttätigkeit eingestellt. Von da weg können wir rechnen: Da eine Arbeiterin in der Entwicklung vom Ei bis zum Ausschlüpfen 21 Tage benötigt dauert es drei Wochen bis die Brut vollkommen ausgelaufen ist.
Die Restentmilbung wird mit Oxalsäure durchgeführt, die nicht in die verdeckelte Brut hineinwirkt. Deshalb warten wir den natürlichen brutfreien Zustand ab.
Die Oxalsäure kann in der Wintertraube sowohl in flüssigem Zustand geträufelt werden, oder auch mit verschiedenen Applikatoren verdampft werden. Beide Varianten haben jetzt einen sehr hohen Wirkungsgrad. Hat man aber bereits mit einem flüssigen Präparat beträufelt ist von einem weiten Träufeln abzuraten. Die flüssige Oxalsäure weicht den Chitinpanzer der Bienen auf und soll nur ein Mal pro Jahr angewendet werden. Anzunehmen ist, dass flüssige Oxalsäure die Lebensdauer der Königin verringert.
Flüssige Oxalsäure wird am besten mit einer Flasche mit Schwanenhals (erhältlich bei den meisten Imkereifachläden) oder einer Alexander/Wund und Blasenspritze (erhältlich in der Apotheke) geträufelt. Wer viele Völker hat, den können wir die Dosierflache von Perizin empfehlen, die man sich online bestellen kann.
Die Firma Adamatt hat auch eine Lösung für Profis im Angebot: die Automatikspritze. Die flüssige Oxalsäure soll handwarm (30°-35°C) geträufelt werden und kann in einer Thermoskanne oder in einer Kühlbox zum Bienenstand transportiert werden. Die Außentemperatur soll bei einer flüssigen Behandlung maximal 5°C betragen und kann laut einem Hersteller (Adamatt) sogar bis unter -10°C verwendet werden. Wenn die Wintertraube eng sitzt, kann die Flüssigkeit besser mehrere Bienen benetzten.
Auch für die Winterbehandlung arbeiten wir ausschließlich mit Oxalsäureverdampfung. Die Vorteile vom Verdampfen sind natürlich die weit bessere Bienenverträglichkeit und dass Königinnen nicht geschädigt werden. Im Sommer haben wir den Oxamat verwendet. Dieser kann zwar im Winter auch zum Einsatz kommen, dafür müssen aber die Dächer und Deckel der Stöcke abgenommen werden.
Leichter geht die Behandlung mit Applikatoren, die über den Putzkeil oder die Flugöffnung arbeiten. Für eine kleine Imkerei würden wir den Varrox-Verdampfer empfehlen.
Profis müssen bis zu 100 Völker und mehr an einem Tag Behandeln können. Dafür bietet sich vor allem der Sublimox und Nachbauten an. Beim Verdampfen soll die Außentemperatur über 0°C liegen, das die Wintertraube etwas lockerer Sitz und der Oxalsäurenebel leichter in die Traube eindringen kann.
Jahres Rückblick
Es hat uns Spaß gemacht, euch durch dieses Jahr zu begleiten und wir hoffen euch den ein oder anderen interessanten Hinweis gegeben zu haben. Als Abschluss möchten wir euch gerne einen kleinen Überblick darüber geben, wie dieses Jahr aus unserer Sicht gelaufen ist, was für Besonderheiten sich ergeben haben und auch unsere Betriebsweise noch einmal überblicksmäßig darstellen.
Es gab heuer einen sehr warmen Frühling. Bis zur Kirschblüte schauen wir kaum in unsere Völker. Die Völker waren bei der Frühjahrsrevision überdurchschnittlich stark und haben bereit große Brutnester angelegt und dem entsprechend viel Futter verbraucht. Die Völker waren bereits sehr früh trachtreif, nur ist die Tracht dann Großteils ausgeblieben. Während der April zu warm und trocken war, war der Mai zu nass und kalt. Die Futterreserven die teils im April eingetragen wurden, sind rasant von den starken Völkern aufgefressen worden. Noch nie haben wir Mitte Mai unsere Völker notfüttern müssen; aber in Wien sind wir heuer gerade noch rechtzeitig gekommen bevor uns Völker verhungert wären.
Arbeitslosigkeit durch Schlechtwetter trotz schrumpfender Honigreserven hat zu vielen Schwärmen geführt, die vor allem in den wenigen sonnigen Tagen nach Schlechtwetterperioden oft zeitgleich abgegangen sind. Die einzigen Auswege waren regelmäßig kleine Futtermengen zu geben, um den Bien zu beschäftigen oder sehr starke Ableger zu bilden, wobei der Begattungserfolg im Mai an fast allen Standorten überaus schlecht war.
Bei den Wirtschaftsvölkern hatten wir kaum Schwärme dafür sind uns einige Ableger mit Minischwärmen abgehauen. Die Frühlingsernte fiel somit fast aus oder ist in den Waben kristallisiert, weil sich die Bienen wegen der Kälte aus den Honigräumen zurückziehen mussten. Auch die Akazienblüte fiel bei uns im Osten zum Großteil dem Regen zum Opfer. Dafür haben sich die Jungvölker mit anhaltend schönem Wetter im Juni super entwickelt. Im Südburgenland kam es – wie in vielen anderen Gebieten mit Waldhonig – zu kleineren Melezitose Vorkommen, die die Ernte erschwert haben. Die abschließende Sonnenblumenernte war zwar sehr spät dafür aber zufriedenstellend.
Mit der letzten Honigernte führen wir die Brutentnahme und Bauerneuerung durch mit einer anschließenden Oxalsäureverdampfung. Bis in den Herbst wird bei uns auch nicht weiter auf Varroa kontrolliert, da wir davon ausgehen können, dass diese Behandlung immer ausreichend gut wirkt, da sie nur vom richtigen Timing abhängt. Ab September/Oktober gab es erstmals Anzeichen bei einzelnen Völkern, dass der Varroadruck zu steigen scheint. Wir nehmen an, dass hier Reinvasion auch ein Problem darstellt. Aber vor allem Völker die bereits Anfang bis Mitte Juli behandelt wurden, hatten überdurchschnittlich starken Varroabefall im Vergleich zu jenen die erst Anfang August abgeräumt wurden. Zu früh eingeleitete Brutentnahme lässt der Varroamilbe anscheinend zu viel Zeit sich wieder bis in den Herbst hinein zu vermehren. Auch wir mussten dieses Jahr bei gut 50% der Völker 1-3-mal verdampfen, was weit über dem Durchschnitt der letzten Jahre liegt.
Alles in allem war dieses Jahr sehr herausfordernd und vom Honigertrag weit unter dem Durchschnitt.
Schimmel im Bienenvolk
Das Foto der Varroalade wurde nach einer Woche unter dem Volk gemacht. Es ist sehr gut zu sehen wie schnell sich Schimmel im Bienenvolk bilden kann. Sobald Schimmel auf einer Wabe oder am Boden sichtbar ist kann dieser auf jeder Wabe nachgewiesen werden. Die durch den Schimmel freigesetzten Toxine wirken hemmend auf das Immunsystem der Honigbiene und sie wird somit anfälliger auf Viren und Bakterien, die von der Varroamilbe beim Biss übertragen werden. Was wir Imker*innen als ersten Schritt gegen Schimmel machen sollten ist unsere Beutendeckel so zu verändern, dass Feuchtigkeit aus dem Volk austreten kann. Dafür müssen im ersten Schritt die Plastikfolien verschwinden, die das verhindern. In einem weiteren Schritt benötig es einen diffusionsoffenen Deckel und eine Unterlüftung der Dächer.
Oft wird empfohlen, beim Gitterboden die Varroalade über den Winter einzuschieben um den Wärmehaushalt des Biens zu unterstützen. Wir sind hier der Meinung, dass vor allem im Herbst unsere Völker möglichst rasch aus der Brut gehen sollen und deshalb Kontakt mit der Kälte günstig ist. Auch auf die Schimmelbildung wirkt sich die Varroalade negativ aus, weil die Feuchtigkeit schlechter entweichen kann. Seit wir die Lade über den Winter herausnehmen, haben wir keinen Wabenschimmel mehr im Frühling.
Wer sich genauer mit dem Thema Schimmel beschäftigen will empfehlen wir das Video von Torben Schiffer:
Bockbehandlung mit Oxalsäure verdampfen
Wegen des starken Varroajahres sind mehrere Fragen zur Blockbehandlung mit Oxalsäure Verdampfung bei uns eingegangen.
Zuerst ein paar Überlegungen, die hinter der Blockbehandlung mit Oxalsäure verdampfen stecken: Das Verdampfen ist Wetter und relativ Temperatur unabhängig und kann somit immer gemacht werden. Auch die Verträglichkeit von Mehrfachanwendungen ist wissenschaftlich bestätigt. Oxalsäure wirkt jedoch nicht in die verdeckelte Brut! Nach einer Verdampfung scheint die Oxalsäure bis zu einer Woche nachzuwirken, mit abnehmendem Wirkungsgrad. Somit ist eine Mehrfachbehandlung notwendig, um die Milbenanzahl signifikant zu reduzieren. Leider gibt es zur Blockbehanldung uns noch keine bekannten Studien. Zwei Behandlungsintervalle werden momentan vermehrt in Imker*innenkreisen diskutiert.
Bei starkem Befall wird versucht die frisch schlüpfenden Varroen aus der noch verdeckelten Brut zu erwischen. Bei uns hat es sich bewährt in diesem Fall 5x alle 3 Tage einmal zu verdampfen. So wird ein ganzer Brutzyklus abgedeckt.
Sollte der Befall geringer sein, ist das Ziel, die Milbenanzahl bis zur Restentmilbung nach dem Eintreten der Brutfreiheit mit dem ersten Frost unter der Schadschwelle zu halten. Hier reicht es bei leichtem Überschreiten der Schadschwelle einmal pro Woche zu behandeln. Vor der nächsten Behandlung wird der Milbenabfall gezählt. Wenn mehr als 50 Milben auf der Varroalade zu finden sind wird wieder behandelt. Mehr als 3 Behandlungen haben wir in der Regel nicht durchführen müssen, um bis zur Restentmilbung durch zu kommen.
Abschied
Da das unsere letzte Monatsbetrachtung ist, möchten wir uns für das rege Interesse bedanken. Wir haben über das Jahr unzählige Fragen, Anmerkungen und Hinweise per E-Mail oder Telefon bekommen. So gut wie möglich haben wir versucht zu antworten und auf eure Anregungen einzugehen. Wir hoffen, dass uns das gelungen ist. Wenn ihr noch nicht genug von uns habt laden wir euch herzlich ein, unseren Youtube-Kanal (Bienenzentrum Wien) zu abonnieren, unsere Facebookseite zu besuchen: www.facebook.com/bienenzentrum oder auf unserer langsam wachsenden Homepage vorbei zu schauen: www.biezen.at
Wir planen auch im kommenden Jahr regelmäßig Beiträge oder Videos zu veröffentlichen. Stay tuned 🙂
Euch wünschen wir einen erholsamen Winter und volle Honigtöpfe in der nächsten Bienensaison!
Katrinka und Marian
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar zu schreiben.