September, Biezen Wien
Der September im Bienenvolk
Schon längst haben die Bienen mit der Produktion der Winterbienen begonnen. Im Gegensatz zu den Arbeiterinnen im Sommer, die nach 6 Wochen sterben, haben die Winterbienen eine Lebenserwartung von mehreren Monaten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie sich weit weniger abrackern müssen als ihre Kolleginnen in der warmen Jahreszeit. Ihr kräftiges Aussehen lässt sich dadurch erklären, dass sie sich mit Pollen einen dicken Eiweißpolster anfressen, den sie in ihrem Körper speichern und zur Brutpflege im Frühling brauchen. Ein ausreichendes Pollenangebot im Herbst ist deshalb sehr wichtig!
Ihre wichtigste Aufgabe ist, den Bienenstock im Winter zu wärmen und so das Volk und die Königin ins nächste Frühjahr zu bringen. Die Winterbienen sollen geschont werden, immerhin liegt es an ihnen, im nächsten Jahr einen guten Start für das Bienenvolk zu ermöglichen.
Arbeiten am Bienenvolk
Nach dem arbeitsintensiven Frühjahr und Sommer dürfen wir jetzt im Herbst auf keinen Fall die wichtigen Kontrollen vernachlässigen. Sie sind Voraussetzung dafür, dass unsere Bienenvölker den Winter gut überstehen.
Totale Brutentnahme (TBE) und Bauerneuerung (BE)
Das rechtzeitige Füttern ist eine wichtige Aufgabe von uns Imker*innen. Wir haben unsere Fütterung nach der letzten Ernte begonnen, und langsam bis jetzt fortgesetzt. Langsames Füttern regt den Bien zu einen stätigen bauen und brüten an. Gerade im September kommt, vom Bienenstand abhängig, sehr viel Spättracht von Ackerbegrünungen sowie Efeu in den Bienenstock. Auch späte Waldtrachten führen zu einem Eintrag im Volk. Erst mit Ende September füttern wir den Rest auf und kontrollieren das Gewicht.
Die richtige Menge
Um ausreichend Vorräte für den Winter zu haben benötigt jedes Bienenvolk in etwa 15 bis 20 kg Futter abhängig wie lange der Vorrat reichen muss. Zu spätes Auffüttern im Oktober oder noch später bedeutet eine unnötige Belastung für die Bienen, die jetzt im Winter mehrere Monate leben. Ein zu frühes auffüttern kann durch Spättrachten zu einem zu viel an Futter werden, was seine Tücken hat! Wenn alle Waben gefüllt sind hat das Bienenvolk keinen Platz zum Brüten. Eine weitere Gefahr ist, dass die Bienen Honigwaben im Winter viel schwerer heizen können und in der Wintertraube keine ausreichend hohe Temperatur entsteht. Sie sitzen somit kalt, was im schlimmsten Fall zum Erfrieren des Bienenvolkes führen kann!
Die benötigte Futtermenge ist abhängig von der Volksstärke, aber auch stark abhängig vom Standort. Es muss reichen, bis die erste nennenswerte Tracht an deinem Standort einsetzt, meist ist das die Kirschblüte.
Auch wie kalt der Winter ist hat eine große Auswirkung auf die benötigte Futtermenge. Der Hauptverbrauch des Winterfutters findet zu Zeiten statt, in denen die Bienen Brut pflegen müssen. Dementsprechend muss eine größere Futtermenge berechnet werden, wenn am Standort noch bis in den Dezember hinein gebrütet wird oder schon sehr früh mit größeren Brutnestern zu rechnen ist.
Wie uns der Frühling heuer gezeigt hat, wo wir im Mai teilweise notfüttern mussten, kann es trotz allem immer wieder zu Überraschungen kommen. Generell kann aber bei ausreichender Einfütterung davon ausgegangen werden, dass eine Futterknappheit erst im beginnenden Frühjahr eintritt.
Welches Futter?
Wir füttern Zuckerwasser im Verhältnis 3:2, also 3 Teile Zucker und 2 Teile Wasser. Wenn möglich empfehlen wir aus ökologischen Gründen, dafür regionalen Zucker aus Rüben zu verwenden. Wer Biozucker kauft unterstützt eine Landwirtschaft, die auch für unsere Bienen besser ist.
Die Bienen auf eigenem Honig überwintern zu lassen ist natürlich ideal. Beim Zufüttern von Honig besteht allerdings eine hohe Räubereigefahr. Möglich ist es, entweder verdeckelte Waben zuzuhängen oder in kleinen Mengen am Abend nach Ende des Flugbetriebs Honigwasser zu füttern, sodass es am nächsten Morgen schon verbraucht ist. Es sollten unbedingt alle Völker an einem Stand gleich gefüttert werden. Ungleichgewicht führt oft zu Räuberei!
Melezitose
Da es dieses Jahr in einigen Regionen, wie zum Beispiel im südlichen Burgenland und der Steiermark ein hohes Melezitose Vorkommen gab muss unbedingt bedacht werden, dass Bienen allein darauf nicht überwintern können. Es muss dann unbedingt Zuckerwasser zugefüttert werden!
Herbstrevision
Die Herbstrevision ist eine Kontrolle aller Bienenvölker, die wir im September durchführen. Wir achten dabei auf die Volksstärke, Weiselrichtigkeit und vorhandene Futtermenge. Wir kontrollieren auch noch einmal, ob alle Fluglöcher eingeengt sind, also die Kämme eingeschoben.
Volksstärke
Nachdem wir im Sommer eine komplette Bauerneuerung durchgeführt haben sitzen alle unsere Bienen auf einer Zarge Jumbo oder Zandernormal. Flachzarge wird zweizargig überwintert. Sie haben jetzt bereits Großteiles der Rähmchen ausgebaut, bei Jumbo eventuell nicht bis ganz nach unten.
Untersuchungen von Dr. Liebig haben gezeigt, dass Bienenvölker, die mit über 10 000 Bienen in den Winter gehen zu nahezu hundert Prozent das nächste Frühjahr erleben. Bereits ab 5000 eingewinterten Bienen haben die Völker bereits eine gute Chance. Die kritische Schwelle liegt etwa bei 2500 Bienen. Wenn ein Volk diese nicht aufweist, erlebte in seiner Studie nur ein Viertel das nächste Frühjahr.
Wenn ein Volk zu schwach ist, also wenn es konkret weniger als 6 Wabengassen besetzt, müssen wir Entscheidungen treffen. Dazu müssen wir die Ursache kennen. Handelt es sich etwa um einen Ableger mit sehr junger Königin, könnten wir überlegen, ihr noch eine Chance zu geben und das Volk trotzdem einzuwintern.
Ob das Volk in Folge einer Brutkrankheit schwach ist spielt vor allem dahingehend eine Rolle, inwiefern wir es mit einem anderen vereinigen wollen. Grundsätzlich kann nach einer totalen Brutentnahme davon ausgegangen werden, dass keine Brutkrankheiten mehr auftreten können, sollte sich das Volk nicht neu anstecken. Schließlich kann es auch noch vorkommen, dass das Volk eine alte oder wenig produktive Königin hat. Eine alte Königin einzuwintern birgt ein gewisses Risiko, weil die Bienen im Winter keine Möglichkeit haben, sich eine Königin nachzuziehen, sollte die alte sterben. Das ist erst spät im Frühjahr möglich, wenn wieder die ersten Drohnen in der Luft sind. Ein Volk, das mitten im Winter seine Königin verliert, ist dem Untergang geweiht.
Wenn wir Völker auflösen wollen entnehmen wir gegebenenfalls die Königin, entfernen die Beute vom Bienenstand und kehren die Bienen bei Flugwetter einige Meter vom Stand entfernt ins Gras. Sie betteln sich bei den Nachbarvölkern ein. Eventuell vorhandene Brut kann anderen Völkern zur Verstärkung beigehängt werden. Diese Methode ist sehr risikoarm und kann auch im Herbst noch angewendet werden. Um die Futterwaben zu verwerten können sie bei Bedarf anderen Völkern zugehängt werden oder man lässt die Bienen das Futter umtragen. Dazu werden die Futterwaben angeritzt und einem Volk, das noch mehr Futter benötigt, mit einer Zwischenzarge für zusätzlichen Abstand für einige Tage übers offene Spundloch aufgesetzt.
Weiselrichtigkeit
Wie oben beschrieben ist eine legende Königin eine Voraussetzung für das Überleben des Volkes im Winter. Wir kontrollieren jetzt im Herbst auf Brut in allen Stadien, also Stifte, Larven und verdeckelte Brut.
Es kommt durchaus vor, dass im Zuge der Varroabehandlung eine Königin verloren geht oder die Bienen spät noch beschließen umzuweiseln und keine ausreichende Begattung mehr stattfinden kann. Deswegen ist diese Kontrolle von großer Bedeutung.
Drohnenbrütige Völker werden ohne Ausnahmen aufgelöst. Bei Völkern ohne Brut kann je nach Kontrollzeitpunkt und Temperaturlage in Erwägung gezogen werden, dass die Königin sehr früh aus der Brut gegangen ist. In diesem Fall sollte sie gesucht und gefunden werden. Auch eine vorzeitige Restentmilbung kann angedacht werden.
Umweiseln
Ab September lassen sich Völker sehr gut umweiseln. Nur wo bekommt man um diese Jahreszeit noch begattete Königinnen? Da wir die Königinnenzucht großteils in 6 Waben Mini+ Kästchen betreiben, können wir diese nach der Begattung im Juni/Juli bis jetzt ausreifen lassen. Oft wird vergessen, dass eine junge Königin, die erst wenige Tage oder Wochen legt, kaum interessant für ein Bienenvolk ist. Wir benötigen vielen Tricks und Kniffe, um junge Königinnen in ein neues Volk zu bekommen. Jetzt im September sind die Völker wieder überschaubar klein und die Königin ist rasch gefunden. Die alte Königin wird
einfach entnommen und die neue für 3 Tage versperrt im Zusetzkäfig eingehängt.
Vor dem freigeben des Futterteigverschlusses schauen wir uns das Verhalten der Bienen auf dem Käfig an. Sind die Bienen ruhig und es ist Rüsselkontakt mit der Königin im Käfig zu sehen, brechen wir den Verschluss auf. Wer sich nicht sicher ist, kann den Grashalmtest machen:
Dazu wird ein trockener Grashalm langsam über die Gitterseite des Käfigts mit ansitzenden Bienen gestrichen. Verhalten sich die Bienen ruhig und steigen über den Grashalm, kann der Käfig freigegeben werden. Sollte der Halm wie ein Scheibenwischer die Bienen wegschieben, wird der Käfig für weitere 1-2 Tage ohne Freigabe im Volk belassen. Die Bienen krallen sich am Käfig fest, um für den Stich anzusetzen. Den Käfig mit etwas eigenem Honig einschmieren hilft auch sehr gut bei der Annahme.
Futtermenge
Wir kontrollieren jetzt, ob das Wunschgewicht an Futter erreicht ist, oder wir noch nachfüttern müssen. Auch bei diesem Thema sollte man sich nicht rein auf Erfahrungswerte verlassen. So mussten wir etwa letzten Herbst feststellen, dass Ende September bei einigen Völkern das Futter bereits völlig verbraucht war und somit sehr spät noch einmal komplett auffüttern. Wer sehr spät noch füttern muss, erleichtert den Bienen viel Arbeit mit fertig invertiertem Futter!
Wir messen das Gewicht der Bienenstöcke mittels Kofferwaage. Diese wird jeweils einmal vorne und einmal hinten eingehängt und das angezeigte Gewicht addiert. Davon müssen natürlich noch das Gewicht der Beute, der Bienenmasse und des Wachses abgezogen werden. Das Gewicht seiner Beuten mit Rähmchen muss jeder selbst ermitteln. Für Wachs und Bienenmasse nehmen wir ca. 3kg an.
Wer keine Waage zur Hand hat kann auch die Waben ziehen und so bestimmen, ob genug Futter vorhanden ist. 3dm² einer verdeckelten Wabe enthalten in etwa 1 kg Honig. Eine voll verdeckelte Wabe im Maß Zandernormal wiegt ca. 2,5 kg Honig. Ein volles Flachzargenrähmchen wiegt 1,8kg und eine volle Jumbowabe das doppelte einer Flachzarge.
Varroakontrolle
Wie wir im Sommer feststellen mussten ist heuer ein sehr starkes Varroajahr, was vor allem auf den milden Herbst 2018 sowie das milde Frühjahr 2019 zurückzuführen ist. Unsere Völker sind überdurchschnittlich stark ausgewintert und haben trotz des verregneten Mai ununterbrochen stark gebrütet. Es ist deshalb unabdingbar, die Varroasituation auch jetzt im Herbst im Auge zu behalten.
Wir arbeiten dafür mit der Gemülldiagnose, die zwar keine sehr genaue Methode ist, uns aber einen Hinweis darauf gibt, wie viele Varroen sich in einem Volk ungefähr befinden. Dazu wird die Stockwindel eingeschoben und einige Tage (mindestens 3!) im Stock belassen. Danach wird der natürliche Totenfall der Milbe ausgewertet. Die gefallenen Milben sind dabei durch die Tage zu dividieren. Wenn die Windel 7 Tage im Stock war und 12 Milben zu
sehen sind, sind das pro Tag 12/7 Milben, also 1,7 Milben im Schnitt. Die Schadschwelle liegt im Herbst bei 10 Milben natürlicher Totenfall pro Tag. Dabei ist aber zu beachten, dass die Varroa sich weiter vermehrt solange ein Volk noch in der Brut ist! Wer also schon Anfang September einen natürlichen Totenfall von 10 Milben hat, wird diese Schwelle im Oktober bereits überschreiten. Wir empfehlen deshalb eine regelmäßige Kontrolle bei allen Völkern.
Der Befall kann auch an einem Stand stark variieren.
Zu beachten ist auch, dass die Milben auf der Windel von Ameisen oder anderen Insekten verschleppt werden können. Um diesem Risiko entgegen zu wirken kann die Windel eingefettet werden. Außerdem wird das Ergebnis natürlich durch die Varroabehandlung verfälscht.
Blockbehandlung mit Oxalsäuresublimierung
Bei Völkern, die einen hohen Befallsgrad erreichen handeln wir sofort. Wir wenden eine Blockbehandlung an, in der wir mehrmals im Abstand von 7 Tagen Oxalsäure sublimieren. Da die Oxalsäure nicht in die verdeckelte Brut wirkt ist dieser Abstand einzuhalten, um die Milben aus allen Zyklen zu erwischen. Meist reicht es 2-3-mal zu sublimieren, um die Milbe bis zur Winterbehandlung in Schach zu halten.
Wenn Völker unter der Schadschwelle liegen, ist jetzt keine Behandlung nötig. Es reicht dann, die Restentmilbung im Dezember ordnungsgemäß durchzuführen. Wir raten davon ab, “präventiv” alle Völker zu behandeln! Auch wenn das Sublimieren von Oxalsäure sehr bienenverträglich ist, stellt es dennoch einen Eingriff dar, der nur gerechtfertigt ist, wenn das Wohl der Biene ihn verlangt.
Mit großen Schritten in den Winter…
…heißt es jetzt für die Bienen. Die Grundsteine dafür haben wir bereits im Juli und August gelegt, jetzt bleibt uns nur ein kleines Nachkorrigieren. Auf dass es gelingen möge!
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