Jänner, Biezen Wien
Liebe Imkerinnen und Imker!
Wir sind Marian und Katrinka und werden euch im Rahmen der Monatsbetrachtung durch das Jahr 2019 begleiten. Marian imkert in Wien und im Marchfeld mit ca. 200 Bienenvölkern, betreibt Königinnenzucht, Völkervermehrung und produziert Honig. Katrinka hat ihre 30 Völker im südlichen Burgenland und betreibt ihre Imkerei im Nebenerwerb. Gemeinsam arbeiten wir in Wien im Rahmen des Bienenzentrum Wien, wo wir vor allem an Jungimker*innen unser Wissen weitergeben.
Unsere Betriebsweisen sind sehr ähnlich und beinhalten ein integriertes Varroakonzept mit kompletter Brutentnahme, Bauerneuerung und hauptsächlich Oxalsäure verdampfen. Wir bilden Ableger sowie auch Kunstschwärme und züchten unsere eigenen Königinnen. Sowohl Mittelwände als auch Anfangsstreifen kommen bei uns zum Einsatz. Nur rückstandfreies Wachs wird von uns verwendet. Marian betreibt eine zertifizierte Bio Imkerei. Auf all das wollen wir im Laufe dieses Jahr eingehen und euch vor allem unsere Überlegungen dazu erklären.
Der Jänner im Bienenvolk
Nach der Wintersonnenwende, wenn das Tageslicht wieder länger wird, beginnen die ersten Königinnen langsam wieder in die Brut zu gehen. Noch sitzen die Bienen in einer dichten Wintertraube und kommen nur an vereinzelten warmen Tagen heraus um abzukoten. Zuerst werden noch recht kleine Brutnester gepflegt, die sich im Laufe des Monats ausdehnen werden. Das Eiweiß zur Futtersafterzeugung kommt bis der erste Pollen eingetragen wird aus den körpereigenen Reserven der Arbeiterinnen und den eingelagerten Pollenreserven! Auch das Heizen des Brutnests auf 35 Grad durch Bewegung der Flugmuskulatur ist mit großer Anstrengung für die Bienen verbunden. Im Winter heizen sie sonst immer dann, wenn die Temperatur im Stock unter 10 Grad fällt. Es gibt dabei sogenannte Heiz-Peaks nach denen die Temperatur wieder abfällt. Sonst fahren die Bienen ihren Stoffwechsel hinunter und leben
sozusagen im Energiespar-Modus. Dementsprechend steigt der Futterbedarf bei Bruttätigkeit an. Noch ist der Futterverbrauch sehr gering bei ca. 1-1,5kg Futter/Monat
Arbeiten am Bienenvolk im Jänner
Als Imker*innen gibt es für uns im Jänner bei den Bienen wenig zu tun. Wir können die Reinigungsflüge beobachten, an der Stockwindel die Größe und Gesundheit der Völker erkennen, aber Eingriffe ins Volk sollten jetzt möglichst vermieden werden.
Varroamilbe
In sehr warmen Regionen, wo der erste Frost erst im Dezember eingesetzt hat, kann sich erst jetzt der perfekte Zeitpunkt für die Restentmilbung ergeben. Noch wird es keine verdeckelte Brut in den Völkern geben, die Eilage hat gerade erst begonnen. Wir behandeln ausschließlich mit Oxalsäure die wir verdampfen. Studien zeigen, dass diese Form der Behandlung für die Bienen verträglicher und vor allem der Langlebigkeit der Königin zuträglich ist. Auch zur Anwendungssicherheit gibt es eine gute Studie. Ein Atemschutz mit FFP2 (Grippeschutzmasken aus der Apotheke) ist für Anwendungen im Freien unbedingt zu verwenden. In Bienenhäusern werden sogar FFP3 Masken empfohlen. Gerade im Winter sind Applikationen, bei denen die Beuten nicht geöffnet werden müssen besonders praktisch. Lästiges Dächerabnehmen und ein Stören des Bienenvolkes fallen dadurch weg. In unseren Betrieben kommt dafür der Varroxverdampfer zum Einsatz. Das Träufeln von flüssigen Oxalsäure Präparaten stellt natürlich auch eine Möglichkeit dar. Erst jetzt nach der Restentmilbung legen wir unseren Völkern Dämmplatten auf. Vom späten Auflegen der Dämmung erwarten wir uns, dass die Völker im Herbst früher zu legen aufhören, da sie Kälte stärker spüren. In kälteren Regionen und in höheren Lagen ist das wahrscheinlich nicht relevant. Wir verwenden ausschließlich hohe Gitterböden und ungedämmte Holzbeuten.
Futterkontrolle
Futterverluste durch stille Räuberei im Spätsommer/Herbst können von außen kaum erkannt werden und können bei warmem Wetter bis November stattfinden. Die beste Prävention um Notfütterungen zu vermeiden sind Gewichtskontrollen bis in den späten Herbst hinein. Nach dem außergewöhnlich warmen Herbst sollten wir dieses Frühjahr die Futterreserven in den Völkern gut im Auge behalten.
Bei einräumiger Überwinterung in Zander, Einheitsmaß und kleineren Beutensystemen, in denen weniger Winterfutter Platz hat, sollte die Abnahme des Beutengewichts aufmerksam verfolgt werden. Durch anheben der Beuten, oder durch die Verwendung einer Kofferwaage kann man sich schnell einen Überblick über die vorhandenen Futterreserven bilden. Wird mit Kofferwaagen gearbeitet, wird zum Gegenrechnen eine leere Beute selben Bautypes, wie in der eigenen Imkerei zum Einsatz kommt, mit Rähmchen gefüllt und abgewogen. Zusätzlich kann für die Bienenmasse und das Wachs ca. 3kg angenommen werden. Die Menge der noch benötigten Futterreserven ist abhängig von der Volksstärke und nicht zuletzt regional verschieden: Das Futter muss reichen, bis die erste nennenswerte Tracht einsetzt. Im Jänner sollte es beim Futter aber eigentlich noch keine Probleme geben.
Sollten die Futtervorräte im Laufe des Winters zu gering werden, ist eine Notfütterung notwendig. Eine Notfütterung muss möglichst nahe am Bienenvolk erfolgen und sofort von den Bienen aufgenommen werden können. Optimal können vorhandene, eingelagerte Futterwaben zugehängt werden. Diese werden direkt an die Wintertraube gehängt. Ein leichtes anritzen der zugehängten Wabe kann die Annahme des Futters erleichtern. Wir lagern keine Futterwaben über den Winter ein. Deshalb verwenden wir Futtertaschen die direkt an die Brut gehängt werden und füllen diese mit warmen flüssigen Futter (3:2). Invertiertes Futter würde die Annahme weiter erleichtern. Sollten keine Futterwaben oder Taschen vorhanden sein, können auch Kunstoffbeutel gefüllt werden, die mit einer Nadel angestochen und auf den Wintersitz gelegt werden. Eine Leerzargen, ein Distanzring oder umgedrehte Futterzage bietet den notwendigen Platz. Folie und Dämmung kann oberhalb wieder aufgelegt werden.
Vorbereitung auf den Frühling
Die Zeit können wir nutzen, um die nächste Saison zu planen.
Wer plant seine Völkeranzahl zu erhöhen, noch nicht genügend Material für die kommende Saison hat oder etwas Neues ausprobieren möchte und dafür spezielles Material benötigt, sollte sich spätestens jetzt um seine Bestellungen kümmern. Wer seine Bestellungen auf den Saisonstart verschiebt darf sich über lange Lieferzeiten nicht wundern. Auch für Reparaturarbeiten an den Beuten oder Geräten ist jetzt Zeit.
Überlegungen zum Beutenmaß
Wir selbst arbeiten mit dem Rähmchenmaß Zander mit Oberträgerlängen zwischen 460mm und 477mm.
In unseren Betrieben kommen Vollzargen und Flachzargen zum Einsatz. Großteils arbeiten wir mit einem geschlossenen/hohen Brutraum auf Jumborähmchen, die sich über zwei Flachzargen erstrecken oder mit einer reinen Flachzagenbetriebsweise. Vollzargen kommen nur mehr bei wenigen Wirtschaftsvölkern zum Einsatz. Für die Honigräume verwenden wir aus Gewichtsgründen ausschließlich Flachzargen.
Jedes dieser Systeme hat seine eigenen Vor- und Nachteile auf die wir hier eingehen wollen und über das Jahr immer wieder Vergleiche anstellen werden.
Unserer Meinung nach ist das Rähmchenmaß – Einheitsmaß, Breitwabe, Zander, Kuntsch oder andere – grundsätzlich egal. Vielmehr raten wir dazu, das gängige Beutenmaß aus der Region zu verwenden und auf bewährte Beutenbauformen zu setzen. Nichts ist nerviger, als wenn das Material nicht zusammenpasst oder ständig Sonderanfertigungen zu bestellen sind. Ob dann Voll-, Flach- oder Jumbozargen verwendet werden spielt eine viel wichtigere Rolle.
Flachzargenbetriebsweise
Ein einheitliches Zargen- und Rähmchensystem hat den Vorteil mit nur einer Größe von Zargen und Rähmchen auskommen zu können. Weiters ist ein uneingeschränktes Umhängen der Rähmchen möglich. Für Jungimker*innen können wir die Flachzargenbetriebsweise für den Einstieg stark empfehlen. Überwintert wird in zwei Zargen, die mehr als genug Platz für das Winterfutter bieten. Neben den leichteren Honigräumen, gestaltet sich das Aufsetzen der Völker weit leichter, worauf wir in einer späteren Ausgabe eingehen werden. Sollte die Beutengröße in der Imkerei später einmal umgestellt werden, können die Flachzargen weiter als Honigräume verwendet werden. Wie bereits erwähnt sind wir von kleineren Zargen als Honigraum sehr überzeugt. Neben dem geringeren Gewicht, ist es leichter Sortenhonige zu ernten und auch kleine Trachten sind leichter zu nutzen. Die Anschaffungskosten durch ein mehr an kleinteiligem Material sind natürlich etwas höher als bei den anderen Systemen.
Vollzargenbetriebsweise
Meist sind in diesem Fall die Zargen relativ groß und es werden ebenfalls einheitliche Zargen- und Rähmchengrößen verwendet. Volle Honigräume wiegen in dieser Betriebsweise meist über 30kg. Da unser Varroakonzept auf totaler Brutentnahme mit Bauerneuerung beruht werden bei uns alle Völker einräumig oder auf zwei Flachzargen überwintert. Dadurch ist der Mindestanspruch an die Größe der Zargen, dass diese vollständig im Sommer nach der Brutentnahme ausgebaut werden können und zusätzlich genug Platz für das Winterfutter besteht. Eigentlich erfüllen fast alle gängigen Beutenmaße diese Größenanspruch. In kalten Regionen und hohen Lagen kann bei der Einraumüberwinterung in Vollzargen das Futter im Frühling knapp werden! In diesen Fällen würden wir Großraumbeuten oder die Flachzarge empfehlen. Die Vollzarge ist sehr universell einsetzbar und hat sich bei uns vor allem in der Zucht und Vermehrung bewährt.
Großraumbeuten oder der geschlossene Brutraum
Der geschlossene Brutraum muss mindestens so groß sein, dass den Bienen die volle Ausdehnung des Brutnestes auf einem Rähmchen ermöglicht wird. Diese Betriebsweise überzeugt vor allem durch die Erleichterung vieler Arbeitsschritte und die geringere Anzahl an benötigten Rähmchen. Durch die geringe Rähmchenanzahl im Brutbereich sind Durchsichten rascher und ein Überblick ist leichter zu bekommen. Meist wird diese Betriebsweise mit Absperrgitter betrieben und ein kleineres
Rähmchenmaß (Flach- oder Halbzargen) kommen für den Honigraum zum Einsatz. Bei diesem
System ist ein uneingeschränktes Umhängen der Waben nicht möglich. Eine weitere Herausforderung ergibt sich, wenn Honig im Brutnest eingetragen wird. Oft können diese Waben nicht geschleudert werden da sie in die meisten Schleudern nicht hinein passen. Dadurch haben sich Betriebsweisen wie das „pressing“ entwickelt. Das „pressing“ Verfahren beruht grundsätzlich auf einer genauen Steuerung des Brutbereiches durch verwenden von Schieden um einen perfekten Wärmehaushalt im Brutbereich herzustellen und zu verhindern, dass Honig im Brutbereich eingetragen werden kann. Für Jungimker*innen können wir dieses komplexere System in den ersten Jahren nicht empfehlen, da es viel Erfahrung mit den Bienen voraussetzt.
Ausblick
Wir freuen uns, diesen Artikel für ein Jahr gestalten zu können, und hoffen, interessante Diskussionen eröffnen zu können. Wir werden versuchen, nicht nur die Arbeiten zu beschreiben, die wir durchführen, sondern vor allem zu erklären warum wir uns für diese Methoden entschieden haben. Im Februar wollen wir uns unter anderem dem eigenen Wachskreislauf widmen.
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