März, Bienenlieb

Liebe Imkerinnen und Imker,

dieses Jahr ist ein gutes Beispiel, wie sich mögliche Probleme schon sehr früh ankündigen. Wenn das Wissen darüber vorhanden ist und die Anzeichen wirklich ernstgenommen werden, lassen sich bereits jetzt die richtigen Schritte setzen um nicht in einem Jahr (wieder) vor einer großen Überraschung zu stehen. Worum gehts? Um die Winterverluste, die Vermehrung der Varroa-Milben und die daraus folgenden Wirkungen. Bereits im Januar war es dieses Jahr schon etliche Tage sehr warm und fönig, in vielen Teilen des Landes haben die Haseln schon zum ersten mal geblüht. Damit haben auch unsere Bienenvölker in etwa einen Monat früher mit der intensiven Bruttätigkeit begonnen.

Früher Brutbeginn

Die Milbenanzahl verdoppelt sich jeden Monat. Damit ist die logische Konsequenz aus einem Monat früher Brutbeginn eine doppelte so hohe Milbenzahl im Juni/Juli. Aus 50 Milben aus dem Dezember werden so 3200 im Juni bzw. 6400 im Juli. Je nach Erfolg der Restentmilbung im Winter kann es also schon sehr früh zu einem kritischen Punkt kommen.

Das zweite große Risiko ist das Wetter. Nicht selten folgt nach einer frühen Wärmeperiode ein später Kälteeinbruch zwischen Ende März und Ende April. Da die Völker zu diesem Zeitpunkt, vor allem durch den frühen Start, schon ein recht großes Brutnest haben kann das zu Problemen führen. Einerseits wird möglicherweise das Futter knapp oder die Bienen ziehen sich bei längerer Kälte eng zu einer Traube zusammen, können nicht mehr das ganze Brutnest besetzen und verlieren so den Kontakt zum Futter. Beides sind natürlich sehr negative Annahmen, aber uns sollten diese Möglichkeiten bewusst sein, damit wir bei Bedarf schnell mit einer Fütterung reagieren können. Besonders dann, wenn die ersten großen Trachten, Kirsche und andere Obstblüten nicht ausreichend ergiebig sind.

Bienensitz im Frühling: Ein schwaches Volk auf 5 Waben (Foto links & mitte). Ein starkes Volk auf 10 Waben (Foto rechts).
An der Stockwindel ist die Aktivität sehr gut erkennbar: Pollen, dunkle Wachsteile von geschlüpften Brutzellen, helle Wachsteile von geöffneten Futterzellen sowie die Anzahl der besetzten Wabengassen (hier 5).

Milbenbelastung

Die Milbenbelastung ist im März nicht leicht feststellbar. Durch die stark zunehmenden brutzellen haben die Milben reichlich Platz sich immer irgendwo zu verstecken. Die Stockwindel oder die Varroa-Lade kann trotzdem einen Anhaltspunkt geben. Wenn jetzt in einer Woche mehrere Milben abfallen, ist die Belastung relativ hoch. Sicherheit gibt die Diagnose mit Staubzucker im Schüttelbecher. Ein Volk mit zu hoher Milbenbelastung wird sich nicht mehr so gut entwickeln, dass es einen guten Honigertrag bringt. Es wird zwar heftig gebrütet, aber eher um die starkansteigende Zahl an kranken Bienen auszugleichen. Daher ist es in diesen Fällen besser, gleich sehr früh eine Entscheidung zu treffen. Besser bei diesen Völkern auf die Honigernte verzichten und die Völker nebenan nicht mit der Milbenzucht belasten.

Behandlung im Frühling

Behandlungsmittel sind vor der Honigernte nicht zugelassen, somit ist die Auswahl beschränkt. Eine Möglichkeit ist die Behandlung der Brutwaben mit Hyperthermie. Zu einer Zeit mit 2-4 Brutwaben pro Volk ist der Aufwand überschaubar und der Behandlungserfolg gut. Allerdings funktioniert die Wärmebehandlung nur mit dem Varroa-Controller zuverlässig. Dabei werden die Brutwaben (ohne aufsitzende Bienen!) für zwei Stunden unter kontrollierter Luftfeuchtigkeit erwärmt. Bitte auf Experimente mit Nachbauten, Eigenbauten, Behandlungen inkl. Bienen etc. verzichten! Wenn gleichzeitig eine Fütterung mit Honiglösung erfolgt (1:1 eigener Honig mit Wasser), können die Brutwaben auch komplett entnommen werden. Beide Varianten werden aber die Honigernte oft nicht mehr retten können. Aber zumindest das Volk und seine Nachbarn.

Behälter zur Direktfütterung mit ein oder zwei Liter, kleine Bohrungen im Deckel damit die Bienen das Futter ansaugen können.

Infobox: Diagnose mit Staubzucker

Material: Abdeckfolie, Messbecher (ca. 100 ml), Schüttelbecher mit Gitterdeckel (ca. 700 ml), eine frische Packung Staubzucker

Hinweis: nur bei trockenem Wetter durchführen!

Anleitung: Eine gut besetzten Randwabe (ohne Königin!) entnehmen und die Bienen mit einem festen Klopfen auf die Folie abstoßen. Die Folie einmal falten und die Bienen in den Messbecher schütteln, bis dieser voll ist. Die Bienen gleich in den Schüttelbecher umfüllen, Deckel schnell und fest schließen. Drei gehäufte Esslöffel Staubzucker durch das Gitter zu den Bienen geben. Den Becher leicht schütteln, sodass alle Bienen mit Staubzucker bedeckt sind. Nun die Bienen etwa zwei Minuten arbeiten lassen, den Becher derweil 3 bis 4 mal leicht schütteln. Die Bienen putzen sich nun den Zucker ab und entfernen dabei auch die aufsitzenden Milben. Jetzt den Schüttelbecher umdrehen und über einem großen, feinen Küchensieb ca. 60 Sekunden sehr kräftig schütteln. Dabei sollen die Milben und der Staubzucker aus dem Schüttelbecher fallen, die Bienen überstehen dabei auch feste Stöße ohne Probleme. Danach die Bienen zurück ins Volk geben, den Staubzucker aus dem Sieb schütteln und die Milben zählen. Sind mehr als 3–4 Milben vorhanden,  ist eine Behandlung nötig.

Eigene Standorte richtig einschätzen

Je nach Seehöhe, klimatischer Lage und Wettersituation verschieben sich die die Termine natürlich. Wir in Salzburg, ca. 450m Seehöhe, gegen üblicherweise von einem Trachtbeginn Mitte April (Kirsche) aus. In den Städten kann das natürlich früher sein, in höheren und kühler lagen dementsprechend bis zu  zwei Wochen später. Wichtig ist über die eigenen Standorte und die zeitliche Verschiebung Bescheid zu wissen – damit lassen alle Termine im Bienenjahr viel besser planen.

Energiekur für schwache Völker

Für Völker die unterdurchschnittlich stark aber weiselrichtig sind (also eine legende Königin haben), gibt es eine einfach und sehr wirksame Energiekur. Dazu wird das schwache Volk am gleichen Bienenstand über einem Absperrgitter auf ein starkes Volk aufgesetzt. Dort bleibt es zwei, maximal drei Wochen.  Die Bienen mischen sich, die Königinnen bleiben durch das Absperrgitter getrennt. So nimmt das schwache Volk oben viel Energie und Schwung vom starken Volk unten auf. Nach den zwei bis drei Wochen behält das schwache – nun auch starke Volk von oben – den Standplatz und das untere Volk kommt mit  einem neuen Unterboden auf einen neuen Platz.

Weisellose Völker

Ob ein Volk eine legende Königin hat und somit weiselrichtig ist, lässt sich auch ohne Blick in das Brutnest feststellen. Klopft man mit der Faust gegen die Zarge und das Volk summt kurz auf, sollte alles ok sein. Hört man ein längeres, anhaltendes Brummen ist es mit großer Wahrscheinlichkeit weisellos. Zur Sicherheit hilft ein kurzer Blick unter den Deckel (Folie nicht angehen). Sitzen die Bienen kompakt und ist die an der Stelle Folie leicht feucht, zeigt das ein funktionierendes Brutnest an. Bei Bedarf nach ein paar Tagen nochmals kontrollieren und dann eine Entscheidung treffen. Weisellose Völker am besten an einem warmen Flugtag mindestens 30 Meter entfernt in die Wiese kehren. Die Bienen teilen sich dann auf die anderen Völker auf.

Planung für die Bienenweide

Jetzt ist es auch höchste Zeit, die Planung für die Bienenweide(n) zu finalisieren. In jedem Garten sollte es einen Lebensraum und Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten geben. Viele Wildbienen sind auf kleinräumige Strukturen angewiesen. Ihr Flugradius beträgt oft nur 100 bis 300 Meter, wenn es hier nicht laufend Nahrung gibt verhungern sie. Am besten auch die Nachbarn, Bauern etc. ansprechen – jeder kann eine kleine Bienenweide anpflanzen. Einmal richtig angesetzt sind diese Flächen mehrjährig, sehr pflegeleicht, müssen nicht gemäht werden und sehr schön anzusehen. Details und Empfehlungen zur Bienenweide siehe Ende des Artikels.

Aktiv die Bienenweide verbessern.

Fütterung mit Honiglösung

Um keine Faulbrutsporen zu verbreiten darf für die Fütterung nur Honig aus der eigenen Imkerei verwendet werden. Diesen mit warmen Wasser 1:1 mischen und in geeigneten Behältern direkt auf die Wabengassen aufsetzen. Wichtig: wenn im Frühling gefüttert werden muss (oder aus anderen Gründen wird) bitte unbedingt beachten, dass durch den Futterreiz mehr Brut angelegt wird und somit drei Wochen später natürlich auch mehr Bienen vorhanden sind. Diese Bienen brauchen wiederum Futter, also muss genau beobachtet werden, ob und wann eine Tracht vorhanden ist. Sonst heißt es wieder füttern… Bitte beim Füttern entsprechend vorsichtig sein und nur bei wirklichem Bedarf, nicht grundsätzlich füttern.

Vorbereiten der Stockkarten

Gerade in den ersten Jahren ist das Schreiben der Stockkarten eine große Hilfe. So lässt sich die Entwicklung eines Volkes gut nachvollziehen, auch die Auswirkungen der durchgeführten Arbeiten sind besser einschätzbar. Wir selbst schreiben keine Stockkarten pro Volk, sondern ein ‘Betriebsbuch’ pro  Bienenstand. Dabei werden nur relevante Arbeiten wie Fütterungen und Behandlungen etwaige Abweichungen erfasst. Wenn es bei einem Volk Probleme oder Auffälligkeiten gibt, werden diese in der Standkarte notiert und ein Termin zur Nachverfolgung gesetzt. Alle anderen Völker, die sich dem Zeitpunkt entsprechend normal entwickeln oder verhalten, werden nicht erfasst. Bei den Stockkarten für jedes Volk gibt es viele Vorlagen, etliche davon sind sehr detailiert. Das muss nicht unbedingt sein, ein paar Felder in einer Vorlage oder einem Notizbuch reichen aus – Datum, frische Eier/Stifte?, Volksstärke, Sanftmut, Wabensitz, Schwarmzeichen, durchgeführte Arbeiten – und ergeben ein gutes Protokoll der Volksentwicklung. Wir haben euch die Vorlagen dafür als Word- und PDF-Datei auf der Info-Seite hinterlegt.

Vorlage einer Stockkarte – Download unter www.bienenlieb.at/monatsinfo

MÄRZ
– Varroa-Diagnose
– Futterkontrolle
– Kompaktes Brutnest
– schwache Völker stärken
– Unterboden reinigen
– Bienenweide
– Stockkarten vorbereiten

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